Albumin-Kreatinin-Quotient in der Diagnostik

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

Was ist der Albumin-Kreatinin-Quotient?

Albumin-Kreatinin-Quotient (UACR) beschreibt das Verhältnis von Albumin zu Kreatinin in einer Urinprobe. Auch die alleinige Untersuchung von Kreatinin im Urin liefert wichtige diagnostische Hinweise, wie wir im Artikel Kreatinin im Urin: Bedeutung, Grenzwerte, Diagnostik zusammengefasst haben. Albumin ist das wichtigste Eiweiß im Blutplasma, das unter physiologischen Bedingungen kaum im Urin vorkommt. Kreatinin entsteht als Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels und wird über den Kreatininwert im Blut und die Ausscheidung im Urin beurteilt. Indem beide Werte ins Verhältnis gesetzt werden, gleicht der UACR Verdünnungseffekte des Urins aus und ermöglicht eine verlässliche Aussage über die Eiweißausscheidung und damit über die Nierenfunktion (Levin et al., 2024).

Einen umfassenden Überblick zu Kreatinin und seiner diagnostischen Bedeutung finden Sie in unserem Hauptartikel Kreatinin: Umfassender Überblick zur Diagnostik.

Die Bedeutung des Albumin-Kreatinin-Quotienten

Der UACR ist zentral für das Screening und Monitoring von Nierenschäden, insbesondere bei Diabetes mellitus und Hypertonie. Er identifiziert schon frühe Stadien einer chronischen Nierenerkrankung, lange bevor Kreatinin im Serum auffällig wird. Zudem ist ein erhöhter UACR ein unabhängiger Risikomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (De Boer et al., 2022).

Normwerte & Referenzbereiche

Die internationalen KDIGO-Leitlinien (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) unterscheiden drei Kategorien:

Kategorie UACR (mg/g Kreatinin) Interpretation
A1 < 30 Normal bis leicht erhöht
A2 30–300 Moderat erhöht (Mikroalbuminurie)
A3 > 300 Stark erhöht (Makroalbuminurie)

Zur optimalen Vergleichbarkeit wird eine morgendliche Spontanurinprobe empfohlen. Auffällige Befunde müssen durch eine Wiederholungsmessung bestätigt werden. Wie sich Kreatininwerte zusätzlich über die Kreatinin-Clearance berechnen lassen, erfahren Sie in unserem Artikel Kreatinin-Clearance erklärt: Werte, Berechnung & Einsatz.

Ursachen für abweichende Albumin-Kreatinin-Quotienten

Erhöhte Werte:

  • Diabetes mellitus (frühe diabetische Nephropathie)

  • Hypertonie und hypertensive Nephropathie

  • Glomerulonephritiden

  • Herzinsuffizienz, kardiovaskuläre Erkrankungen

Erniedrigte Werte / methodische Einflüsse:

  • Sehr verdünnter Urin (Polydipsie, Diuretika)

  • Geringe Muskelmasse (führt zu niedriger Kreatininausscheidung)

  • Sammelfehler oder Präanalytik-Probleme

Präanalytik & Probennahme

Die Bestimmung des Albumin-Kreatinin-Quotienten sollte bevorzugt aus einer morgendlichen Spontanurinprobe erfolgen, da diese am wenigsten durch den Tagesrhythmus beeinflusst wird. Auch die alleinige Untersuchung von Kreatinin im Urin liefert wichtige diagnostische Hinweise, wie wir im Artikel Kreatinin im Urin: Bedeutung, Grenzwerte, Diagnostik zusammengefasst haben. Verschiedene Faktoren können die Messergebnisse verfälschen, wie akute Infekte der Harnwege, die Menstruation, intensive körperliche Aktivität oder fieberhafte Erkrankungen führen nicht selten zu falsch-positiven Albuminwerten. Deshalb ist es wichtig, auffällige Ergebnisse nicht sofort als krankhaft zu interpretieren, sondern sie nach ein bis zwei Wochen erneut zu kontrollieren, um eine persistierende Erhöhung zu bestätigen.

Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Kreatinin-Testmethoden in unserem Artikel Kreatinin-Test: Optionen im Überblick.

Diagnostische Bedeutung und Differenzialdiagnosen

Der UACR ist primär Marker für glomeruläre Schädigungen. Abzugrenzen sind:

  • Nicht-Albumin-Proteinurie: z. B. bei multiples Myelom (Bence-Jones-Proteinurie).

  • Tubuläre Proteinurie: Verlust kleiner Proteine wie β2-Mikroglobulin.

  • Orthostatische Proteinurie: bei jungen Patient:innen, harmlos, tritt nur tagsüber auf.

Die Kombination mit der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) erhöht die diagnostische Genauigkeit. Diskrepanzen zwischen eGFR und UACR weisen auf ein erhöhtes Risiko für eine Progression der chronischen Nierenerkrankung (CKD) hin (Miller & Dwyer, 2025).

Auch die Wahl der Messmethode spielt für die Diagnostik eine Rolle. Am häufigsten werden die enzymatische Bestimmung und die klassische Jaffé-Methode eingesetzt, beide Verfahren haben spezifische Stärken und Grenzen, die wir in unseren Artikeln Kreatinin enzymatisch erklärt: von Methode bis Nutzen und Kreatinin-Jaffé-Methode: Nutzen, Grenzen, Vergleich erläutern.

Albumin-Kreatinin-Quotient

Albumin-Kreatinin-Quotient: Verlaufskontrolle

Bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus empfehlen die Leitlinien der American Diabetes Association, den Albumin-Kreatinin-Quotienten ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung mindestens einmal pro Jahr zu kontrollieren (American Diabetes Association “ADA”). Auf diese Weise können frühe Anzeichen einer diabetischen Nephropathie rechtzeitig erkannt und therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden. Auch bei Hypertonie ist eine regelmäßige Kontrolle sinnvoll, insbesondere wenn der Blutdruck trotz Therapie schwer einstellbar ist oder wenn ein Verdacht auf eine chronische Nierenerkrankung besteht.

Bei bereits diagnostizierter chronischer Nierenerkrankung wird der UACR in Abhängigkeit vom Stadium und der gewählten Therapie in Intervallen von sechs bis zwölf Monaten bestimmt, um das Fortschreiten der Erkrankung zu überwachen. Einzelne Messungen liefern dabei nur eine Momentaufnahme, während serielle Bestimmungen entscheidend sind, da sie Trends sichtbar machen, den Therapieerfolg dokumentieren und die Prognoseabschätzung verbessern.

Therapeutische Konsequenzen und Maßnahmen

Wird eine Albuminurie bei wiederholter Messung verlässlich bestätigt, bilden medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen die Eckpfeiler der Therapie. Gemäß den aktuellen Empfehlungen von KDIGO und ADA wird neben den klassischen RAAS-Inhibitoren insbesondere der Einsatz von SGLT2-Inhibitoren empfohlen, bereits bei Patienten mit Typ 2-Diabetes und eGFR ≥ 20 ml/min/1,73 m² – aufgrund ihrer protektiven Wirkung auf Nierenfunktion und Herz-Kreislauf-System.

Für Patientinnen und Patienten mit chronischer Nierenerkrankung und Typ-2-Diabetes, besonders bei persistierender Albuminurie, kommt zusätzlich Finerenon zum Einsatz. In den Phase‑3-Studien FIDELIO‑DKD und FIGARO‑DKD bewirkte Finerenon in Kombination mit einer RAAS-Blockade signifikante Reduktionen der CKD-Progression und kardiovaskulärer Ereignisse – unabhängig von der Baseline-Vorgeschichte von Herzerkrankungen.

Noch überzeugender: Analysen zeigen, dass eine Kombination von SGLT2-Inhibitoren mit Finerenon vorteilhafter ist als eine Monotherapie, mit weniger renalen Endpunkten und niedrigeren Sterblichkeitsraten.

Medikamentöse Strategien sind stets eingebettet in eine konsequente Lebensstilmodifikation – stabile Blutdruckeinstellung, optimale Blutzucker-Kontrolle, angepasste Ernährung, Gewichtsmanagement und Rauchstopp.

Schließlich ist ein engmaschiges Monitoring essenziell: Regelmäßige Kontrollen von UACR und eGFR erlauben nicht nur die Dokumentation des Therapieerfolgs, sondern auch eine frühzeitige Anpassung der Behandlung bei unerwünschter Entwicklung.

Klinische Umsetzung: IT & Point of Care

Für die klinische Routine sind automatisierte Systeme unverzichtbar, da sie eine standardisierte und zuverlässige Bestimmung des Albumin-Kreatinin-Quotienten ermöglichen. In den meisten Krankenhäusern und Laboren wird der UACR nach etablierten Verfahren gemessen, die Befunde werden anschließend elektronisch in die Patientendokumentation übertragen.

Technische Standards wie HL7 oder FHIR stellen sicher, dass die Ergebnisse nahtlos in die Labor- und Kliniksysteme integriert werden und ohne Medienbrüche für behandelnde Ärztinnen und Ärzte verfügbar sind. Neben der klassischen Labordiagnostik gewinnt auch das Point-of-Care-Testing an Bedeutung. Erste Geräte erlauben es, Albumin direkt am Behandlungsort zu bestimmen, häufig in Kombination mit einer parallelen Kreatininmessung. Damit stehen Ergebnisse innerhalb weniger Minuten zur Verfügung, was insbesondere in Notaufnahmen, in der hausärztlichen Praxis oder bei Hausbesuchen ein Vorteil sein kann.

Unabhängig vom Setting gilt jedoch: Die Qualitätssicherung ist zwingend. In Deutschland fordert die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK), sowohl regelmäßige interne Kontrollen als auch die Teilnahme an externen Ringversuchen, um die Genauigkeit und Vergleichbarkeit der Messergebnisse zu gewährleisten.

Fazit: Kreatinin-Blutwert

Der Albumin-Kreatinin-Quotient ist der schnellste Weg, frühe Nierenschädigungen zu erkennen und das kardiovaskuläre Risiko einzuschätzen. Er ergänzt die eGFR und steigert die diagnostische Genauigkeit. Normwerte nach KDIGO liefern eine klare Struktur für Screening und Verlaufskontrolle. Für die Praxis gilt: eine korrekte Präanalytik, Bestätigung auffälliger Befunde und konsequente Verlaufskontrollen sind unerlässlich. Therapeutisch lassen sich mit RAAS-Blockade, SGLT2-Inhibitoren und Finerenon erhebliche Prognosegewinne erzielen. Mit zunehmender Verfügbarkeit von POCT-Systemen wird der UACR künftig noch stärker in die unmittelbare Patientenversorgung integriert werden.

Frequently Asked Questions (FAQs)

Was ist der Albumin-Kreatinin-Quotient und warum ist er wichtig?

Der UACR zeigt, ob Eiweiß über die Niere verloren geht. Er ist der wichtigste Marker für frühe Nierenschädigung und Prognosefaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Nach KDIGO: A1 < 30 mg/g Kreatinin, A2 30–300 mg/g, A3 > 300 mg/g.

Bei Diabetes jährlich, bei CKD alle 6–12 Monate, bei auffälligen Befunden häufiger.

Harnwegsinfekte, Menstruation, akute Erkrankungen oder intensiver Sport.

RAAS-Blockade, SGLT2-Inhibitoren, Finerenon, ergänzt durch Lebensstilmaßnahmen.

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