Hepatitis B: Moderne Tests und klinische Relevanz

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

Hepatitis B: Mehr als eine Leberinfektion

Hepatitis B gehört zu den weltweit häufigsten Virusinfektionen und bleibt für Kliniken wie Praxen eine zentrale Herausforderung. Das Hepatitis-B-Virus (HBV) kann akut ausheilen oder chronisch werden mit Folgen wie Leberzirrhose oder hepatozellulärem Karzinom. Weltweit leben über 250 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis B, in Deutschland betrifft sie rund 0,3 bis 0,7 Prozent der Bevölkerung. Besonders kritisch: Bei Neugeborenen und Kleinkindern führt eine Infektion in bis zu 90 Prozent der Fälle zur Chronifizierung, während Erwachsene meist spontan genesen. Damit hat HBV eine deutlich andere Dynamik als Hepatitis A oder C und erfordert eine gezielte Strategie für Diagnostik, Therapie und Prävention (Weltgesundheitsorganisation).

Hepatitis B: Bedeutung und Verbreitung

Hepatitis B ist eine der weltweit relevantesten Virusinfektionen. Das Hepatitis-B-Virus (HBV) kann akut ausheilen oder in eine chronische Verlaufsform übergehen, die das Risiko für Leberzirrhose und hepatozelluläres Karzinom deutlich erhöht. Nach aktuellen Schätzungen leben weltweit etwa 253 Millionen Menschen mit chronischer HBV-Infektion (Razavi-Shearer, 2024). Besonders kritisch ist die Altersabhängigkeit: Während Erwachsene in den meisten Fällen spontan genesen, droht bei Neugeborenen in bis zu 90 Prozent eine Chronifizierung (Li et al., 2025). Damit unterscheidet sich HBV klar von Hepatitis A, die nie chronisch verläuft, und von Hepatitis C, die zwar häufig chronisch wird, aber mit modernen Therapien meist heilbar ist.

Übertragungswege des Hepatitis-B-Virus

Das Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Besonders relevant sind:

  • Nadelstichverletzungen im klinischen Alltag

  • Sexualkontakte

  • Perinatale Übertragung von der Mutter auf das Kind

  • Blutprodukte oder unsachgemäß aufbereitete medizinische Geräte

So zeigt eine Übersichtsarbeit von Senoo-Dogbey et al. (2024), dass berufliche Expositionen, insbesondere Needlestick-Verletzungen, weiterhin eine bedeutende Route für HBV-Infektionen darstellen, wenn kein adäquater Schutz besteht. Zudem bestätigt eine aktuelle Studie zur vertikalen Übertragung, dass die Mutter-Kind-Übertragung eine der Hauptquellen chronischer Infektionen bleibt (di Filippo Villa & Navas, 2023).

Die Übertragung im Gesundheitswesen unterstreicht die Bedeutung von Präventionsstrategien und der Immunisierung des medizinischen Personals.

Pathophysiologie und Krankheitsverlauf

HBV ist ein DNA-Virus aus der Familie der Hepadnaviren. Es befällt Hepatozyten und kann zu unterschiedlich ausgeprägten Krankheitsverläufen führen – von asymptomatischen Infektionen bis hin zu fulminantem Leberversagen. Chronische Infektionen stellen das größte Risiko dar: Sie fördern die Entwicklung einer Leberzirrhose und eines hepatozellulären Karzinoms (Zhang et al., 2024). Damit gilt für die klinische Praxis: Je früher die Infektion erkannt und gegebenenfalls therapiert wird, desto geringer ist die Gefahr von Spätfolgen.

Diagnostik der HBV-Infektion

Die Diagnostik basiert auf einem klar definierten Panel serologischer Marker und molekularer Tests:

Tabelle: Hepatitis B Serologie
Marker Bedeutung Interpretation
HBsAg (Hepatitis-B-Oberflächenantigen) Aktuelle Infektion Nachweis über 6 Monate: Chronifizierung
Anti-HBs (Antikörper gegen HBsAg) Immunität nach Impfung oder Infektion Schutznachweis ab >10 IU/l
Anti-HBc (Antikörper gegen Hepatitis-B-Core-Antigen) Kontakt mit HBV IgM: frische Infektion, IgG: durchgemachte Infektion
HBeAg (Hepatitis-B-e-Antigen) Virusreplikation, hohe Infektiosität Wichtig für Therapieentscheidung
HBV-DNA Direkter Virusnachweis Verlaufs- und Therapieparameter

Nur ein vollständiges Profil erlaubt die sichere Abgrenzung von akuter, chronischer und abgeheilter Infektion. Wichtig im Vergleich: Bei Hepatitis C steht die RNA-Diagnostik im Vordergrund, während Hepatitis A serologisch eindeutig über IgM-Antikörper nachweisbar ist.

Hepatitis B

Therapie der Hepatitis B

Die Therapie richtet sich nach Verlauf und individueller Risikokonstellation. Akute Infektionen benötigen meist keine antivirale Behandlung, sondern lediglich supportive Maßnahmen und engmaschige Laborkontrollen. Bei chronischen Verläufen hängt die Indikation von Viruslast (HBV-DNA), Leberzellschädigung und Transaminasen ab.

Leitlinien wie die der European Association for the Study of the Liver (EASL) empfehlen Nukleos(t)id-Analoga wie Tenofovir oder Entecavir. Diese hemmen die Virusreplikation effektiv, senken das Risiko einer Zirrhose und reduzieren die Inzidenz des hepatozellulären Karzinoms. Dennoch unterscheiden sich die therapeutischen Optionen von Hepatitis C, bei der heute in fast allen Fällen eine Heilung erreicht wird.

Prävention und Impfstrategie

Die Impfung bleibt die wirksamste Maßnahme zur Vermeidung von HBV-Infektionen. In Deutschland ist sie Bestandteil des Impfplans der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut.

Besonders wichtig ist sie für medizinisches Personal, Dialyse-Patient:innen, Kinder, Jugendliche und Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko. Ein vollständiger Schutz wird nach drei Dosen erreicht. Auffrischungen sind in der Regel nicht erforderlich, wenn der Antikörpertiter ausreichend hoch bleibt. Für die Praxis gilt: Während Hepatitis A ebenfalls durch Impfung vermeidbar ist, gibt es gegen Hepatitis C bis heute keinen Impfstoff.

Zukunft der HBV-Diagnostik und Therapie

In Zukunft soll Hepatitis B nicht nur unterdrückt, sondern dauerhaft kontrolliert oder sogar geheilt werden. Dafür entwickeln Forschende neue Bluttests, die genauer zeigen, wie aktiv das Virus ist und wie gut eine Therapie wirkt. Auch schnelle Tests direkt am Point of Care könnten bald Routine werden (Xiao et al. 2020).

Bei der Behandlung rücken neue Wirkstoff-Kombinationen in den Fokus. Dazu gehören Medikamente, die das Virus am Aufbau hindern oder seine Erbinformation blockieren. Erste Studien machen Hoffnung, dass so ein dauerhafter Schutz ohne lebenslange Therapie möglich wird (Hui et al., 2025).

Fazit

Hepatitis B bleibt eine global relevante Infektionskrankheit mit erheblicher klinischer Bedeutung. Entscheidend sind eine verlässliche Diagnostik, leitliniengerechte antivirale Therapie und konsequente Impfstrategien. Für die Praxis bedeutet dies: Prävention, Früherkennung und kontinuierliche Betreuung sind der Schlüssel, um die Krankheitslast zu senken.

Frequently Asked Questions (FAQs)

Welche Laborwerte sind für die Diagnose einer Hepatitis durch das B-Virus entscheidend?

Wichtig sind HBsAg (Oberflächenantigen), Anti-HBs (Schutzantikörper), Anti-HBc (Core-Antikörper), HBeAg (Replikationsmarker) und die HBV-DNA als direkter Virusnachweis.

Eine Therapie ist indiziert bei hoher Viruslast (HBV-DNA), erhöhter ALT, fortgeschrittener Fibrose oder Leberzirrhose. Die Entscheidung folgt internationalen Leitlinien wie der EASL 2022.

Aktuell maßgeblich sind die Empfehlungen der European Association for the Study of the Liver (EASL 2022) und die AWMF-S3-Leitlinie in Deutschland.

Bei Erwachsenen liegt es unter 10 Prozent. Bei Neugeborenen und Kleinkindern beträgt das Risiko bis zu 90 Prozent.

  1. Regelmäßig kontrolliert werden sollten HBV-DNA, Leberwerte, Sonografie und bei erhöhtem Risiko ein HCC-Screening (Ultraschall alle 6 Monate).

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