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Ein ACT-Gerät ist ein unverzichtbares Werkzeug in der medizinischen Diagnostik. Die “Activated Clotting Time” (ACT) oder aktivierte Gerinnungszeit misst die Zeit, die Blut zum Gerinnen benötigt. Messungen mit einem ACT-Gerät werden direkt am Patienten durchgeführt. Diese Point of Care ACT-Tests liefern Ergebnisse in Sekunden und sind daher nicht für den Transport in entfernte Labore geeignet. Geräte für die ACT-Messung spielen eine entscheidende Rolle in der schnellen und präzisen Diagnostik.
Das ACT-Gerät wird in verschiedenen Bereichen des Krankenhauses eingesetzt, besonders in der Herzchirurgie, Gefäßchirurgie, bei Dialysen und in Herzkatheterlaboren. Wenn am offenen Herzen operiert wird, beispielsweise bei Bypass-Operationen oder Herzklappenreparaturen, muss der Patienten sicher an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. Daher ist die Messung des Gerinnungsstatus im Blut unverzichtbar. Neben der aktivierten Gerinnungszeit werden auch oft Blutgasanalysen durchgeführt.
Während solcher Operationen wird Heparin verabreicht, um die Blutgerinnung zu hemmen und das Risiko von lebensgefährlichen Blutgerinnseln zu minimieren. Am Ende der Operation wird die Blutgerinnung durch die Gabe von Protamin, einem Antidot, wieder normalisiert. Die Messung der ACT ist wichtig, um einerseits ein “Clotten” zu verhindern, andererseits um übermäßige Blutungen verhindern zu können.
Zur Messung der ACT können verschiedene Aktivatoren eingesetzt werden. Kaolin ist einer der am häufigsten verwendeten Aktivatoren für die aktivierte Gerinnungszeit, da es eine schnelle und effiziente Aktivierung der Gerinnung ermöglicht. Ähnlich wie Kaolin wirkt Celite, indem es den intrinsischen Gerinnungsweg aktiviert. Phospholipide können als Aktivatoren in ACT-Tests verwendet werden, um den extrinsischen und/oder intrinsischen Gerinnungsweg zu stimulieren. Sie sind besonders nützlich in Tests, die eine spezifischere Aktivierung der Gerinnungskaskade erfordern.
Das ACT-Gerät kann die aktivierte Gerinnungszeit entweder durch mechanische oder elektrochemische Methoden messen. Die mechanische Methode misst den Widerstand gegen eine Bewegung in der Blutprobe, während die elektrochemische Methode die elektrischen Veränderungen im Blut erfasst. Aktuell sind beide Methoden bei unterschiedlichen Herstellern verfügbar für die ACT-Messung. Geräte für die ACT-Messung bieten daher eine Vielzahl an Optionen für unterschiedliche klinische Anforderungen. Für weitere Informationen zu Prinzipien der ACT-Messung, klicken Sie hier.
Es gibt Low-Range- und High-Range-Kartuschen für ACT-Geräte, die je nach erforderlichen Intensität der Antikoagulation eingesetzt werden. Niedrigere ACT-Werte sind typisch für Patienten, die moderate Dosen von Heparin erhalten, während höhere Werte für intensivere Eingriffe nötig sind. Des Weiteren gibt es auch Hersteller, die ACT-Kartuschen für beide Bereiche abdecken.
Die Zielwerte des ACT-Geräts variieren je nach Einsatzbereich und sollten gemäß aktuellen Leitlinien angepasst werden. Da sich die Messmethoden zwischen den am Markt verfügbaren Geräten unterscheiden, ist bei einer Umstellung eine Reevaluierung der Zielwerte unerlässlich. Eine klinische Studie von Nelson et al. (2025) zeigt, dass ein Gerät systematisch niedrigere ACT-Werte lieferte als ein anderes. In der neurointerventionellen Radiologie wurde der bisherige Zielbereich von 250 bis 300 Sekunden daher auf 200 bis 250 Sekunden gesenkt. Diese Anpassung basierte auf einer Übereinstimmung mit therapeutischen Anti-Xa-Werten und war mit einem sicheren klinischen Outcome verknüpft. Die Ergebnisse unterstreichen, dass Zielwerte nicht pauschal übertragbar sind, sondern gerätespezifisch festgelegt und regelmäßig überprüft werden sollten.
Die Kosten für ein ACT-Gerät können bis zu über zehntausend Euro reichen, abhängig von der Komplexität und den Funktionen des Geräts. Die Kosten für eine einzelne ACT-Messung sind in der Regel deutlich geringer. Allerdings haben sich die Preise für eine ACT-Messung im Vergleich zu früher deutlich erhöht. Dies ist zum Teil auf die Weiterentwicklung der Technologie zurückzuführen.
Das optimale ACT-Gerät ist jenes, das den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Klinik am besten entspricht, sei es durch besonders schnelle Ergebnisse, hohe Messgenauigkeit oder einfache Handhabung. Entscheidend ist auch die einheitliche Nutzung innerhalb der Einrichtung: Wenn in OP und Katheterlabor unterschiedliche Systeme verwendet werden, können abweichende Werte und Interpretationsprobleme entstehen. Eine konsistente Gerätewahl fördert daher die Standardisierung und erhöht die Patientensicherheit.
Am Markt sind verschiedene ACT-Geräte mit unterschiedlichen Technologien und Funktionen erhältlich. Eine aktuelle Übersicht, auch über andere Point-of-Care-Geräte – finden Sie auf der Vergleichsplattform Diagnoodle.
Die Anschaffungskosten liegen meist zwischen 4.000 bis 10.000 €, abhängig von Ausstattung und Anbieter. Hinzu kommen laufende Kosten für Verbrauchsmaterialien.
Einsatzbereiche sind vor allem Herzchirurgie, interventionelle Kardiologie, Dialyse und ECMO – überall dort, wo die Heparinwirkung schnell überprüft werden muss.
Geräte unterscheiden sich z. B. in der Messmethode, der Handhabung, der Konnektivität (LIS/KIS) und der Verfügbarkeit von QC-Funktionen.
Wichtig sind CE-Kennzeichnung, IVDR-Konformität und die Einhaltung der RiliBÄK, besonders im klinischen Umfeld.
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