HPV: Moderne Tests und klinische Relevanz

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

HPV (humanes Papillomavirus): Aktuelle Fakten für die klinische Praxis

HPV ist nicht irgendein Virus, sondern einer der zentralen Faktoren in der Onkologie. Nahezu jede sexuell aktive Person infiziert sich im Laufe des Lebens, meist unbemerkt. In vielen Fällen heilt die Infektion spontan aus, doch persistierende Hochrisiko-Typen sind hauptverantwortlich für das Zervixkarzinom und zunehmend auch für Tumoren im Anal- und Oropharynxbereich. Der folgende Beitrag fasst die wichtigsten Fakten zu Typen, Diagnostik, Therapie und Prävention von HPV zusammen und zeigt, welche Konsequenzen sich für die klinische Praxis ergeben.

HPV: Was sind Humane Papillomviren?

Humane Papillomviren gehören zu den DNA-Viren, die Epithelgewebe infizieren. Über 200 verschiedene HPV-Typen sind bekannt. Die Übertragung erfolgt in erster Linie durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt, am häufigsten sexuell. Man unterscheidet zwischen Niedrigrisiko-Typen und Hochrisiko-Typen. Niedrigrisiko-Typen verursachen überwiegend benigne Veränderungen wie Genitalwarzen. Hochrisiko-Typen hingegen sind für die Mehrzahl der HPV-assoziierten Karzinome verantwortlich (Weltgesundheitsorganisation).

HPV: Epidemiologie und klinische Relevanz

Infektionen mit HPV sind weltweit verbreitet. Schätzungen zufolge infizieren sich bis zu 80% aller sexuell aktiven Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal. In den meisten Fällen eliminiert das Immunsystem die Infektion innerhalb von ein bis zwei Jahren. Persistente Infektionen mit Hochrisiko-Typen stellen jedoch den entscheidenden Risikofaktor für die Entstehung von Dysplasien und Karzinomen dar, insbesondere des Zervixkarzinoms, aber auch von Anal-, Penile- und Oropharynxkarzinomen (Ferris et al. 2020).

HPV-Diagnostik im klinischen Alltag

Die Diagnostik von Papillomaviren erfolgt in verschiedenen Kontexten: Prävention, Abklärung auffälliger Befunde oder Therapiekontrolle. Dabei lassen sich zwei grundsätzliche Ansätze unterscheiden: Labordiagnostik und Point-of-Care-Diagnostik (POCT: Point of Care Testing).

HPV: Labordiagnostik vs. Point of Care
Kriterium Labordiagnostik Point of Care Diagnostik
Verfügbarkeit Zentral oder Speziallabor, häufig mit hohem Automatisierungsgrad Direkt in Praxis oder Klinik, teilweise auch im Screening Bus oder in dezentralen Einrichtungen
Testmethoden HPV DNA Test, HPV mRNA Test, Hochdurchsatzverfahren Schnelltests oder kleinere Geräte, v. a. auf DNA Nachweis ausgerichtet
Zeit bis Ergebnis Stunden bis Tage, abhängig von Transport und Laborauslastung Minuten bis wenige Stunden, Ergebnis während des Patientenkontakts möglich
Sensitivität/Spezifität Sehr hoch, Referenzstandard in Screening Programmen Variiert je nach Testsystem, meist etwas geringer als Laborverfahren
Ressourcenbedarf Erfordert Laborinfrastruktur, qualifiziertes Personal, Logistik Einfachere Durchführung, weniger Infrastruktur nötig, dafür höhere Stückkosten
Einsatzgebiete Standard in Vorsorge und Screening Programmen Vorteilhaft bei begrenztem Zugang zu Laboren, schnelle Entscheidungsfindung in Klinik oder Praxis

HPV-Typen und ihre klinische Bedeutung

Die folgenden Zahlen stehen für unterschiedliche HPV-Typen, die sich durch ihre genetische Struktur unterscheiden. Die Vergabe der Zahlen erfolgt nach der Reihenfolge der wissenschaftlichen Beschreibung, nicht nach dem Risiko oder der Gefährlichkeit des Virus (Williamson., 2023). Jeder Typ ist also eine eigenständige Virusvariante mit spezifischen Eigenschaften und klinischen Folgen.

  • HPV 6 und 11: Niedrigrisiko-Typen, verantwortlich für Genitalwarzen und andere gutartige Veränderungen, ohne relevantes Krebsrisiko.

  • HPV 16 und 18: Hochrisiko-Typen, weltweit Hauptverursacher von Zervixkarzinomen und mitbeteiligt an Oropharynxkarzinomen.

  • HPV 31, 33, 45, 52 und 58: Weitere Hochrisiko-Typen mit onkogenem Potenzial, klinisch bedeutsam, aber seltener als HPV 16 und 18.

Diese Typisierung ist entscheidend für Screening-Programme, Impfstrategien und die Interpretation diagnostischer Tests.

Weitere diagnostische Verfahren: Zytologie und Histologie

Neben der molekularen HPV-Diagnostik spielen auch klassische Verfahren eine wichtige Rolle. Der Pap-Test (Papanicolaou-Test) ist seit Jahrzehnten etabliert und bleibt ein zentraler Bestandteil der Früherkennung. Er ermöglicht die mikroskopische Beurteilung zellulärer Veränderungen am Gebärmutterhals. In vielen Gesundheitssystemen wird er heute durch Co-Testing oder durch den alleinigen HPV-Test ergänzt. Sein Vorteil liegt in der direkten morphologischen Beurteilung, auch wenn die Sensitivität im Vergleich zum HPV-Test geringer ist.

Die Histologie kommt dann zum Einsatz, wenn ein auffälliger Befund weiter abgeklärt werden muss. Durch eine Kolposkopie lassen sich verdächtige Areale sichtbar machen und gezielt biopsieren. Die histologische Analyse liefert eine eindeutige Diagnose von Präkanzerosen oder Karzinomen und bildet damit die Grundlage für eine sichere Therapieplanung (Leitlinie der European Society of Gynaecological Oncology (ESGO), der European Society for Radiotherapy and Oncology (ESTRO) und der European Society of Pathology (ESP), 2023).

HPV

Therapeutische Konsequenzen bei HPV-assoziierten Erkrankungen

Eine akute HPV-Infektion selbst wird in der Regel nicht direkt behandelt. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Therapie der durch das Virus verursachten Veränderungen. Präkanzerosen, also Vorstufen von Krebserkrankungen, werden je nach Stadium und Ausdehnung entweder durch eine operative Entfernung des betroffenen Gewebes, etwa mittels Loop Electrosurgical Excision Procedure (LEEP), oder durch ablativen Verfahren behandelt.

Entwickelt sich aus einer Infektion ein Karzinom, kommen unterschiedliche Therapieoptionen in Betracht. Diese reichen von operativen Eingriffen über Strahlen- und Chemotherapie bis hin zu modernen Immuntherapien. Auch benigne Veränderungen wie Genitalwarzen werden behandelt, in der Regel zunächst durch topische Medikamente wie Imiquimod oder Podophyllotoxin, in manchen Fällen jedoch auch chirurgisch. Maßgeblich für die Auswahl des Therapieverfahrens sind die aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie, die eine strukturierte und evidenzbasierte Versorgung sicherstellen.

Prävention: HPV-Impfung als Schlüsselstrategie

Die HPV-Impfung gilt als wichtigste Maßnahme zur Prävention HPV-assoziierter Erkrankungen und ist seit 2006 in vielen Ländern verfügbar. Sie schützt vor den häufigsten Hochrisiko-Typen wie HPV 16 und HPV 18 sowie, je nach Impfstoff, auch vor weiteren Niedrigrisiko-Typen. Nach den aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollte die Impfung standardmäßig bei Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren durchgeführt werden; eine Nachholimpfung ist bis zum 17. Geburtstag möglich. Die verfügbaren Impfstoffe gelten als gut verträglich und hochwirksam. Epidemiologische Daten belegen bereits deutliche Rückgänge in der Prävalenz von HPV-Infektionen und zervikalen Dysplasien in geimpften Kohorten. So zeigt eine aktuelle Studie, dass die HPV-Impfung mit dem quadrivalenten Impfstoff in einer großen Kohorte zu signifikant reduzierter Inzidenz von hochgradigen zervikalen Läsionen führte (Wu et al., 2025).

Fazit

Das humane Papillomavirus gehört zu den entscheidenden Infektionsursachen für Krebserkrankungen. Für die Praxis heißt das: Impfprogramme konsequent umsetzen, Screening verantwortungsvoll nutzen und Therapien leitlinienbasiert durchführen. Wer HPV nicht nur als Virus, sondern als zentrales Public-Health-Thema versteht, kann Patient:innen effektiv schützen und Krankheitslast langfristig verringern.

Frequently Asked Questions (FAQs)

Wie lange dauert eine HPV-Infektion im Durchschnitt?

In den meisten Fällen wird die Infektion innerhalb von ein bis zwei Jahren vom Immunsystem eliminiert, nur ein kleiner Teil entwickelt eine persistierende Infektion.

Vor allem die Hochrisiko-Typen 16 und 18 sind für die Mehrheit der Zervixkarzinome verantwortlich, daneben tragen auch 31, 33, 45, 52 und 58 zur Entstehung von Karzinomen bei.

HPV-DNA-Tests gelten als sehr sensitiv und sind im Rahmen von Screening-Programmen zuverlässiger als die alleinige Zytologie.

Die Impfung wird standardmäßig zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen, Nachholimpfungen sind bis zum 17. Geburtstag möglich.

Dysplasien werden je nach Ausmaß durch Exzision, Ablation oder engmaschige Kontrolle behandelt, während Karzinome eine kombinierte onkologische Therapie erfordern.

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