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PCR Real-Time: Echtzeitdiagnostik für Klinik und Praxis

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

Einleitung: PCR Real-Time

Die PCR Real-Time (auch Real-Time PCR) zählt heute zu den zentralen Verfahren der molekularen Diagnostik. Sie ermöglicht es, DNA (Desoxyribonukleinsäure) oder RNA (Ribonukleinsäure) in Echtzeit zu vervielfältigen und gleichzeitig zu quantifizieren. Das Verfahren liefert Ergebnisse schneller und präziser als die klassische Polymerase-Kettenreaktion. Für Ärzt:innen, medizinisches Personal und Einkäufer:innen in Kliniken oder Praxen ist die Technologie unverzichtbar, um Infektionskrankheiten sicher zu erkennen und genetische Marker in der Onkologie nachzuweisen.

Einen allgemeinen Überblick bietet unser Blog-Artikel PCR in der modernen Medizin.

PCR Real-Time: Definition und Abgrenzung

Die Polymerase-Kettenreaktion ist seit den 1980er-Jahren ein Grundpfeiler der molekularen Medizin. Während die klassische PCR Ergebnisse erst nach Abschluss aller Zyklen zeigt, dokumentiert die PCR Real-Time den Fortschritt bereits während der Amplifikation. Fluoreszierende Sonden oder Farbstoffe signalisieren die Bildung neuer DNA-Kopien.

Die Vorteile liegen in der parallelen Messung:

  • Ergebnisse stehen schneller zur Verfügung.

  • Mengenangaben wie Viruslast oder Genkopien sind direkt bestimmbar.

  • Geschlossene Systeme verringern das Risiko von Kontaminationen.

Im klinischen Alltag wird häufig von qPCR (quantitative PCR) oder RT-qPCR (Reverse-Transkriptase quantitative PCR) gesprochen. Beide gehören zu den Verfahren der Real-Time PCR. Zur Quantifizierung in der Point-of-Care-Diagnostik empfehlen wir unseren Blog-Artikel qPCR in Klinik und Praxis: Quantifizierung für gezielte Therapien.

Wie funktioniert die PCR in Real-Time

Das Grundprinzip bleibt identisch mit der klassischen PCR:

  1. Denaturierung trennt DNA-Doppelstränge durch Erhitzung.

  2. Annealing: Primer binden an die Zielsequenz.

  3. Elongation: Die DNA-Polymerase verlängert den Strang.

Während dieser Zyklen erfasst ein Fluoreszenzdetektor die Signale. Entscheidend ist der Cycle Threshold (Ct), der Zyklus, bei dem ein Signal erstmals eine Schwelle überschreitet. Je niedriger der Ct-Wert, desto mehr Ausgangsmaterial war in der Probe vorhanden.

Damit erlaubt die Real-Time PCR nicht nur qualitative Nachweise, sondern auch quantitative Analysen, die in Infektiologie und Onkologie eine wichtige Rolle spielen. In unserem Blog-Artikel PCR-Test im Überblick: Varianten, Zuverlässigkeit, Konsequenzen erfahren Sie mehr über die praktischen Einsatzmöglichkeiten in Klinik und Praxis.

Varianten der Real-Time PCR

Um die unterschiedlichen klinischen Anwendungen abzudecken, haben sich verschiedene Varianten etabliert:

PCR Real Time Varianten – Tabelle
Verfahren Abkürzung ausgeschrieben Besonderheit Typische Anwendung
qPCR quantitative PCR Messung von DNA Mengen Nachweis bakterieller Gene
RT qPCR Reverse Transkriptase quantitative PCR RNA wird vorab in DNA umgeschrieben HIV, Hepatitis, Influenza
Multiplex PCR gleichzeitige Analyse mehrerer Zielsequenzen Nachweis mehrerer Erreger in einer Probe Syndromische Panels bei Atemwegsinfekten
Digitale PCR (dPCR) absolute Quantifizierung durch Aufteilung in Reaktionskammern Sehr hohe Sensitivität, auch bei wenigen Kopien Liquid Biopsy in der Onkologie

Aktuelle Studien belegen die hohe Zuverlässigkeit moderner Multiplex- und Quantifikationsverfahren, etwa beim gleichzeitigen Nachweis von Atemwegserregern oder sexuell übertragbaren Infektionen (Fofana et al., 2024). Eine detaillierte Übersicht über Unterschiede, Vorteile und Grenzen finden Sie in unserem Blog-Artikel PCR-Testverfahren erklärt.

PCR Real-Time

Diagnostische Bedeutung in der Infektiologie

Die PCR in Real-Time gilt in der Infektionsmedizin als Referenzstandard, da sie hohe Sensitivität mit Spezifität verbindet und zusätzlich quantitative Informationen liefert. Welche Kriterien bei der Auswahl eines passenden Systems entscheidend sind, lesen Sie in unserem Blog-Artikel PCR-Testgerät auswählen: Leitfaden für Klinik und Praxis.

In der Virologie ist sie zentral für den Nachweis von HIV, Hepatitisviren, Influenza oder SARS-CoV-2. Mehr zur frühen Diagnostik und sicheren Steuerung der Therapie erfahren Sie im Blog-Artikel HIV-PCR-Test: Früh erkennen & Therapie sicher steuern. Viruslastbestimmungen unterstützen die Therapiekontrolle und erlauben eine präzise Beurteilung des Krankheitsverlaufs. Eine aktuelle Untersuchung zeigte, dass moderne RT-qPCR-Assays bei respiratorischen Viren eine Übereinstimmung von fast 99% mit etablierten Verfahren erreichen (Jiang et al., 2025).

Auch in der Bakteriologie verschafft die Echtzeit-PCR entscheidende Vorteile. Sie weist Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) deutlich schneller nach als Kulturmethoden und erleichtert so Hygienemaßnahmen. Bei Tuberkulose erlaubt sie sowohl den direkten Erregernachweis als auch Aussagen zu Resistenzen. In einer Studie zu hospital-acquired Pneumonien identifizierte qPCR Erreger und Resistenzgene häufiger als klassische Kulturen, darunter auch multiresistente Keime wie Acinetobacter baumannii (Abu Khadija et al., 2025).

Darüber hinaus kommen syndromische Multiplex-Panels zum Einsatz, die in einem einzigen Test mehrere respiratorische oder urogenitale Erreger erfassen. Sie beschleunigen klinische Entscheidungen und reduzieren unnötige Therapien. Für sexuell übertragbare Infektionen wurde mit modernen Multiplex-PCR-Systemen eine Sensitivität von über 99 % nachgewiesen (Aguilera-Franco et al., 2024).

Damit trägt die Real-Time PCR nicht nur zu einer raschen Diagnosestellung bei, sondern ermöglicht auch eine gezieltere Steuerung antiviraler und antibiotischer Behandlungen.

Einsatz in der Onkologie

Die Real-Time PCR hat sich auch in der Krebsdiagnostik etabliert. Besonders wichtig ist sie für Mutationsanalysen, die darüber entscheiden, ob Patient:innen bestimmte zielgerichtete Medikamente erhalten können. Eine aktuelle prospektive Studie zeigte, dass eine Blutuntersuchung auf frei im Blut zirkulierende Tumor-DNA (sogenannte Liquid Biopsy) eine zuverlässige Alternative zur klassischen Gewebebiopsie bei Patient:innen mit Lungenkrebs ist. So konnten Mutationen im EGFR-Gen sicher nachgewiesen werden (Samaha et al., 2025).

Auch beim kolorektalen Krebs wurde eine neue Methode auf Basis der digitalen PCR erfolgreich getestet. Damit ließen sich Veränderungen im KRAS-Gen mit einer Genauigkeit von über 97 % erfassen (Addamo-De Nard et al., 2025). Eine Metaanalyse aus 2024 bestätigte zudem, dass die Untersuchung von Tumor-DNA im Blut in vielen Fällen eine vergleichbar hohe Sensitivität wie die Gewebebiopsie besitzt, insbesondere beim Nachweis von EGFR-Mutationen (Cai et al., 2024).

Der große Vorteil der Liquid Biopsy liegt darin, dass sie nicht-invasiv ist und mehrfach wiederholt werden kann. Damit wird eine engmaschige Überwachung des Krankheitsverlaufs möglich, und Rückfälle können frühzeitig erkannt werden. Digitale Varianten der Real-Time PCR erhöhen dabei die Genauigkeit und machen auch seltene genetische Veränderungen sichtbar.

Die Ergebnisse haben unmittelbare Konsequenzen für die Behandlung, da moderne zielgerichtete Medikamente nur dann wirken, wenn die entsprechenden Mutationen zuverlässig nachgewiesen werden. Wie sich mit einem einzigen Test mehrere Erreger erfassen lassen, beschreibt unser Blog-Artikel Multiplex PCR: Viele Antworten in einem Test.

PCR Real-Time: Fazit

Die PCR Real-Time hat sich als Schlüsseltechnologie der modernen Diagnostik etabliert. Sie kombiniert Schnelligkeit mit Präzision und liefert qualitative wie quantitative Ergebnisse. In der Infektiologie erlaubt sie den sicheren Nachweis und die Quantifizierung von Erregern, in der Onkologie unterstützt sie personalisierte Therapien und Liquid Biopsy-Verfahren. Damit ist sie weit mehr als eine Labormethode: Sie schafft die Grundlage für schnelle Entscheidungen, eine sichere Patientenversorgung und eine zunehmend individualisierte Medizin.

Frequently Asked Questions (FAQs) zur PCR Real-Time

Was ist PCR Real-Time und wie unterscheidet sie sich von klassischer PCR?

Die Real-Time PCR misst den Fortschritt der DNA- oder RNA-Amplifikation in Echtzeit. Dadurch sind Ergebnisse schneller verfügbar, zusätzlich lassen sich Mengen wie Viruslasten bestimmen.

Sie gilt als Referenzmethode mit hoher Sensitivität und Spezifität. Im Vergleich zu Antigen-Tests erkennt sie auch geringe Mengen an Erregern zuverlässig.

Sie ermöglicht die präzise Quantifizierung von HIV- oder Hepatitisviruslasten und dient damit als Grundlage für die Therapiekontrolle.

Sie wird für Mutationsanalysen und Liquid Biopsy eingesetzt, um Therapien gezielt steuern und Rückfälle früh erkennen zu können.

Verbindliche Vorgaben sind die RiliBÄK in Deutschland sowie international die ISO 15189. Diese Standards sichern die Zuverlässigkeit der Ergebnisse.

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