POCT-Konnektivität im Überblick: HL7, POCT1-A & FHIR

POCT Gerät HL7 Schnittstelle

Sie suchen ein POCT Gerät mit HL7 Schnittstelle für die Anbindung an KIS oder LIS? In der klinischen Praxis wird die IT-Integration bei der Auswahl von Point-of-Care-Systemen zunehmend zum entscheidenden Kriterium, neben Parameterauswahl, Messgenauigkeit und Zeit bis zum Ergebnis. Ob Krankenhausinformationssystem (KIS), Laborinformationssystem (LIS) oder elektronische Patientenakte (ePA): Eine HL7-kompatible Schnittstelle ist heute nahezu unverzichtbar. Doch HL7 ist nicht gleich HL7 und auch weitere Standards wie POCT1-A, ASTM oder FHIR spielen eine zentrale Rolle bei der Systemintegration.

Wir erklären die Unterschiede zwischen den Schnittstellen, was unidirektionale und bidirektionale Kommunikation bedeutet und warum es sich lohnt auf Diagnoodle gezielt nach dem passenden POCT Gerät mit HL7 Schnittstelle zu filtern.

HL7: Was ist das und wofür steht die „7“?

HL7 steht für Health Level 7 – ein weltweit verbreiteter Standard für die elektronische Kommunikation medizinischer Daten. Die „7“ bezieht sich auf die siebte Schicht des OSI-Modells: die Anwendungsebene. Genau hier findet der Austausch von Daten zwischen Softwaresystemen statt, z. B. zwischen einem POCT-Gerät und dem KIS.

HL7 definiert kein einzelnes Datenformat, sondern eine strukturierte Sprache mit festgelegten Regeln. Damit ermöglicht HL7 eine sichere, standardisierte und flexible Integration von Diagnostiksystemen in klinische Abläufe.

Weitere Standards: POCT1-A, ASTM und FHIR

Der Standard POCT1-A wurde vom Clinical and Laboratory Standards Institute (CLSI) speziell für die Point-of-Care-Diagnostik entwickelt. Die Bezeichnung POCT1-A folgt CLSI-Systematik: “POCT” steht für Point-of-Care Testing, die „1“ markiert das erste Dokument in diesem Bereich, und „A“ bedeutet Approved Standard. Die aktuelle Version ist POCT1-A2, veröffentlicht 2006. Er ermöglicht eine bidirektionale Kommunikation zwischen Gerät und Middleware, d. h. nicht nur Messergebnisse werden übertragen, sondern auch Nutzerinformationen, QC-Daten oder Geräteeinstellungen zurück an das Gerät gesendet. Dieser Standard ist besonders dann wichtig, wenn Sie viele Geräte an mehreren Standorten betreiben, wie z.B. in der Notaufnahme, im OP oder auf der Intensivstation.

„Der POCT1-A-Standard wurde mit dem Ziel entwickelt, eine Plug-and-Play-Umgebung zu schaffen, in der Geräte verschiedener Hersteller einfach an KIS, LIS oder EHR angebunden werden können.“ (Erasmus et al., 2021)

ASTM: Etabliert, aber limitiert

ASTM (American Society for Testing and Materials) ist ein älterer Standard und kommt häufig bei klassischen Laboranalyzern oder Blutzuckermesssystemen zum Einsatz. Die Kommunikation ist oft nur unidirektional, d. h. es fließen nur Daten vom Gerät ins System, aber nicht zurück. Für einfache Anwendungen ausreichend, bei komplexeren Workflows jedoch schnell limitiert.

FHIR: Die moderne Webschnittstelle

FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources) basiert auf modernen Webstandards wie JSON, XML und REST. Der Vorteil: leicht implementierbar, mobilfähig, cloudbasiert.

Besonders relevant für Deutschland: Die elektronische Patientenakte (ePA) basiert auf HL7 FHIR, das heißt, Systeme, die langfristig in die Telematikinfrastruktur (TI) eingebunden werden sollen, benötigen FHIR-Kompatibilität. POCT-Geräte kommunizieren zwar meist nicht direkt mit der ePA, aber Middleware und LIS müssen diesen Standard unterstützen und damit ist auch FHIR auf Geräteseite zunehmend ein Kriterium.

Noch ist FHIR im Bereich POCT nicht überall verbreitet, aber zukunftsweisend, besonders bei der Integration in E-Health-Anwendungen.

Unidirektional vs. bidirektional – was heißt das?

Unidirektional: Das Gerät sendet Daten, z. B. ein CRP-Ergebnis, an das LIS.

Bidirektional: Zusätzlich können auch Patientendaten, Bedienerinformationen, QC-Vorgaben und Updates an das Gerät zurückgesendet werden.

Gerade bei POCT-Geräten, die außerhalb des Labors genutzt werden, ist Bidirektionalität wichtig: für automatische Benutzerverifizierung, Dokumentation von Qualitätskontrollen und schnellere Arbeitsabläufe.

Welche Middleware-Lösungen gibt es?

Middleware ist die Software, die zwischen POCT-Gerät und Kliniksystem vermittelt. Sie übernimmt Aufgaben wie:

  • Benutzer- und Rechteverwaltung

  • Qualitätssicherung (QC)

  • Geräteüberwachung

  • Datenvalidierung und Protokollierung

  • Geräteeinstellungen & Kalibrierung

  • Management von Verbrauchsmaterialien

Beispiele für etablierte POCT-Middleware

Middleware Übersicht
Middleware Hersteller Besonderheiten
cobas IT Roche Integriert mit Roche-Geräten, QC-Datenverwaltung
Aqure Radiometer Übersichtliches Dashboard, Benutzerverwaltung, flexibel
POCcelerator Siemens Healthineers Herstellerübergreifend, HL7-/POCT1-A-/ASTM-fähig

Eine Middleware ermöglicht die zentrale Kontrolle aller Geräte – unabhängig vom Hersteller und erhöht die Patientensicherheit erheblich. Wichtig für Deutschland: Die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK) schreibt eine lückenlose Dokumentation der Qualitätskontrollen, Kalibrierungen und Nutzerkompetenzen vor. Ohne Middleware mit Schnittstellenfunktion und automatisierter Rückverfolgbarkeit ist diese Vorgabe kaum effizient umsetzbar. Lesen Sie hier mehr zum Thema RiliBÄK und POCT.

Netzwerkanbindung: LAN, WLAN oder Bluetooth?

Wie ein Gerät angeschlossen wird, ist ebenfalls entscheidend für die Integration:

  • LAN: Stabile, kabelgebundene Verbindung – ideal für fixe Stationen (z. B. Labor).

  • WLAN: Flexibel, mobil, perfekt für Notaufnahme oder Ambulanz.

  • Bluetooth: Kabellos, aber meist nur für Einzelnutzung geeignet – z. B. bei Screening-Geräten im Außendienst.

Viele moderne Geräte bieten mehrere Schnittstellen gleichzeitig – wichtig für Ausfallsicherheit und Mobilität.

Warum Konnektivität kein „Nice to have“ ist

In einer groß angelegten Untersuchung wurde festgestellt, dass mangelnde Konnektivität nicht nur Effizienzprobleme erzeugt, sondern ein echtes Risiko für Patient*innen darstellen kann. Laut Woźniak-Kosek & Drążek (2025) birgt jede zehnte manuell eingegebene POCT-Messung ein potenzielles Fehler und Gefährdungspotenzial.

Ausblick: Intelligente POCT-Systeme der Zukunft

Die nächste Generation von POCT-Systemen wird mehr können: 5G, künstliche Intelligenz (AI) und IoT ermöglichen „intelligente Konnektivität“. Damit lassen sich Nutzungsdaten analysieren, Predictive Maintenance betreiben und individuelle Therapievorschläge generieren. Die Zukunft liegt in einer datengestützten, vernetzten Diagnostik.

Fazit: HL7 ist nicht alles – aber ohne HL7 ist alles nichts

HL7 und POCT1-A sind zentrale Standards für die digitale Vernetzung am Point of Care. In Kombination mit einer geeigneten Middleware verbessern sie Effizienz, Sicherheit und Dokumentation. Entscheidend ist auch die passende Anbindung. ob LAN, WLAN, oder Bluetooth. Für automatisierte Abläufe und die Einhaltung der Rili-BÄK ist eine bidirektionale Kommunikation unerlässlich. 

Frequently Asked Questions (FAQs)

Welche POCT-Geräte haben eine HL7-Schnittstelle?

Immer mehr POCT-Geräte bieten heute eine HL7-Schnittstelle, um Messergebnisse direkt ins KIS oder LIS zu übertragen. Auf Diagnoodle können Sie gezielt nach Geräten mit HL7-Kompatibilität filtern – herstellerneutral und ohne Registrierung.

Eine HL7-Schnittstelle ermöglicht die direkte und strukturierte Übertragung von Testergebnissen aus dem POCT-Gerät an das LIS oder KIS. Das spart Zeit, reduziert Fehler bei der manuellen Dokumentation und erfüllt Anforderungen an Qualitätssicherung und IT-Integration.

Ja. HL7 ist ein übergeordneter Standard für den Datenaustausch im Gesundheitswesen. POCT1-A wurde speziell für Point-of-Care-Geräte entwickelt und ermöglicht oft bidirektionale Kommunikation – also auch Rückmeldungen vom System ans Gerät, z. B. zur Benutzerverifizierung oder QC-Steuerung.

Direkt meist nicht, aber über LIS oder Middleware, die HL7-FHIR unterstützen, können Daten aus POCT-Geräten mit HL7-Schnittstelle in die elektronische Patientenakte (ePA) integriert werden. Wichtig ist die FHIR-Kompatibilität der nachgelagerten Systeme.

Unidirektional bedeutet: Das Gerät sendet Daten an das LIS oder KIS. Bidirektional heißt: Auch Patientendaten, QC-Vorgaben oder Benutzerrechte können vom System zurück an das Gerät übertragen werden – wichtig z. B. für Rili-BÄK-konforme Dokumentation.