Diagnoodle Blog Home > Urinanalytik > Protein
Eiweiß im Urin ist ein relevantes klinisches Symptom. Geringe Mengen (Proteinurie) können physiologisch sein, ein anhaltender Nachweis weist jedoch auf eine Störung der glomerulären Filtration oder der tubulären Rückresorption hin. Für Ärzt:innen bedeutet das, mögliche renale oder systemische Erkrankungen strukturiert abzuklären.
Einen umfassenden Überblick über die medizinische Relevanz der Urinanalyse bietet der Artikel „Urin: Bedeutung, Diagnostik und Konsequenzen in der Medizin“.
Als Proteinurie bezeichnet man den pathologischen Nachweis von Eiweiß im Urin. Normal sind weniger als 150 mg pro Tag. Höhere Werte deuten auf eine Schädigung der Niere hin.
Klinisch unterscheidet man:
Mikroalbuminurie (30 bis 300 mg/Tag): früher Marker bei Diabetes oder Hypertonie.
Makroalbuminurie (>300 mg/Tag): Zeichen manifester Nierenschäden.
Selektive Proteinurie (überwiegend Albumin): typisch für glomeruläre Erkrankungen.
Nicht-selektive Proteinurie (verschiedene Proteine): Hinweis auf fortgeschrittene Schäden.
Tubuläre Proteinurie: vermehrte Ausscheidung kleiner Proteine infolge gestörter Rückresorption.
Diese Einteilung unterstützt die Einschätzung von Ursache und Schweregrad. Eine aktuelle Studie bestätigt, dass Albuminurie in frühen CKD-Stadien mit erhöhter Mortalität und kardiovaskulärem Risiko assoziiert ist (Yaqoob et al., 2025).
Eiweiß im Urin kann vorübergehend oder dauerhaft auftreten. Transiente Formen entstehen bei Fieber, körperlicher Belastung oder Stress und verschwinden von selbst. Bei Jugendlichen tritt gelegentlich eine orthostatische Proteinurie auf, die als harmlos gilt (Kovvuru et al., 2020).
Persistierende Proteinurie ist meist pathologisch. Häufige Ursachen sind Glomerulonephritis, diabetische Nephropathie oder IgA-Nephropathie. Auch systemische Erkrankungen wie Hypertonie, Lupus erythematodes oder Amyloidose spielen eine Rolle. Seltener ist eine tubuläre Schädigung durch Medikamente oder Toxine. Sekundäre Formen treten bei Herzinsuffizienz oder in der Schwangerschaft (Präeklampsie) auf.
Die Differenzierung ist essenziell, um harmlose von behandlungsbedürftigen Ursachen abzugrenzen. Mehr zu den wichtigsten Parametern lesen Sie in den Artikeln zu Erythrozyten im Urin, Leukozyten im Urin, Nitrit im Urin und ph-Wert im Urin.
1. Anamnese
Begleitsymptome wie Ödeme, Hypertonie, Hämaturie.
Vorerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
Medikamenteneinnahme (z. B. NSAR, Zytostatika).
2. Basisdiagnostik
Urin-Teststreifen: Einfaches Screening, aber nur semiquantitativ.
Urin-Sammelprobe (24h): Goldstandard zur Quantifizierung der Proteinausscheidung.
Urin-Protein/Kreatinin-Quotient: Praktische Alternative in der Klinik.
Urin-Sediment: Wichtige Abgrenzung zu glomerulären Erkrankungen, vor allem bei gleichzeitiger Hämaturie.
3. Blutuntersuchungen
Nierenparameter: Kreatinin, geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR).
Entzündungsmarker (C-reaktives Protein, CRP).
Serologische Diagnostik bei systemischen Erkrankungen.
4. Bildgebung
Sonographie: Erste Wahl, nicht invasiv, zeigt Nierenmorphologie.
CT oder MRT: Bei unklaren Befunden oder Verdacht auf systemische Ursachen.
5. Spezialdiagnostik
Immunologische Tests (z. B. ANA, ANCA) bei Verdacht auf Kollagenosen.
Nierenbiopsie: Bei persistierender, schwerer Proteinurie und Verdacht auf Glomerulopathien.
Proteinurie ist nicht nur Befund, sondern auch prognostischer Marker. Schon Mikroalbuminurie erhöht das Risiko für CKD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Persistierende Proteinurie geht mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Progression und kardiovaskuläre Ereignisse einher (Woo et al., 2024).
Für die Praxis gilt: Abnehmende Proteinurie unter Therapie ist ein gutes Zeichen, steigende Werte sind Warnsignal für Krankheitsprogression. Regelmäßige Kontrollen haben daher hohen Stellenwert.
Die Therapie richtet sich nach der Ursache.
Allgemeine Maßnahmen: Blutdruckkontrolle, Gewichtsreduktion, salzarme Ernährung.
Medikamentöse Therapie: Angiotensin-Converting-Enzyme-(ACE)-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker senken Blutdruck und Eiweißausscheidung und schützen damit langfristig die Nieren. Beide wirken über das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS).
Spezielle Therapien: Immunmodulatoren bei Lupusnephritis; gezielte Behandlung systemischer Ursachen wie Herzinsuffizienz oder Präeklampsie.
Ein Review zeigt, dass RAAS-Blocker das Risiko für Dialysepflichtigkeit deutlich reduzieren (Ku et al., 2024). Entscheidend bleibt ein interdisziplinäres Vorgehen.
Da eine Proteinurie lange asymptomatisch bleiben kann, wird sie häufig erst im Rahmen von Routineuntersuchungen entdeckt. Dabei handelt es sich aber oft um ein frühes Signal einer chronischen Nierenerkrankung, die sich rechtzeitig behandeln ließe. Deshalb empfiehlt die Leitlinie Rationelle Labordiagnostik zur Abklärung akuter Nierenschädigungen und progredienter Nierenerkrankungen, auch asymptomatische Proteinurie konsequent abzuklären.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen Risikogruppen wie Menschen mit Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder familiärer Belastung durch Nierenerkrankungen. Hier dient das Screening nicht nur der Früherkennung, sondern auch der Prävention von Folgeschäden. In der Schwangerschaft hat der Befund eine Sonderstellung, da eine Proteinurie ein Leitsymptom der Präeklampsie ist und sofortige Konsequenzen für die Betreuung hat.
Für den klinischen Alltag bieten sich pragmatische Verfahren wie standardisierte Urin-Tests oder der Albumin/Kreatinin-Quotient im Spontanurin an. Moderne Urin Analysegeräte können solche Teststreifen standardisiert auswerten und liefern damit reproduzierbare Ergebnisse, die sich für Screening-Untersuchungen in Praxis und Klinik eignen. Bei auffälligen Befunden können Patient:innen gezielt zur weiterführenden Diagnostik überwiesen werden. Damit wird das Screening zu einem einfachen, aber wirksamen Instrument, um Krankheitslast zu senken und Dialysepflichtigkeit langfristig hinauszuzögern.
Eiweiß im Urin ist ein diagnostisch und prognostisch bedeutsames Symptom. Während vorübergehende Formen harmlos sein können, weist eine persistierende Proteinurie oft auf ernsthafte Erkrankungen hin. Eine strukturierte Diagnostik ermöglicht eine gezielte Therapie. Allgemeine Maßnahmen, RAAS-Blocker und spezifische Behandlungen je nach Ursache verbessern Prognose und Krankheitsverlauf.
In der Literatur werden meist weniger als 150 Milligramm pro Tag als unauffällig beschrieben. Werte darüber können auf eine Störung hinweisen und sollten im klinischen Kontext beurteilt werden.
Urin-Teststreifen sind gut für ein Screening geeignet, liefern jedoch nur semiquantitative Ergebnisse. Für eine genauere Beurteilung werden in der Regel quantitative Methoden wie die 24-Stunden-Sammelurinmessung oder der Protein/Kreatinin-Quotient eingesetzt.
Eine Mikroalbuminurie kann ein früher Hinweis auf eine beginnende Nierenschädigung sein, etwa bei Diabetes mellitus oder Bluthochdruck. Die Bewertung erfolgt stets im Zusammenhang mit weiteren Befunden.
Eine Biopsie kommt in Betracht, wenn die Proteinurie ausgeprägt oder unklar ist und andere Untersuchungen keine eindeutige Ursache liefern. Ob sie sinnvoll ist, hängt von der individuellen klinischen Situation ab.
Ja, in manchen Fällen, zum Beispiel nach körperlicher Belastung oder Fieber, kann die Eiweißausscheidung vorübergehend erhöht sein und sich anschließend normalisieren. Persistierender Befund erfordert jedoch eine weitere Abklärung.
Die Inhalte richten sich an medizinisches Fachpersonal. Sie ersetzen keine Beratung, begründen kein Behandlungsverhältnis und erfolgen ohne Gewähr. Nutzung auf eigenes Risiko, Haftung ausgeschlossen.