Schnelltests im Überblick: schnell entscheiden & sicher handeln

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

Einleitung

Schnelltests ermöglichen medizinischem Fachpersonal innerhalb weniger Minuten Ergebnisse zu erhalten und dadurch Diagnosen sowie Therapien unmittelbar einzuleiten. In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt ausschließlich auf Schnelltests für den professionellen Gebrauch in Kliniken, Praxen und anderen medizinischen Einrichtungen. Ziel ist es, die diagnostische Bedeutung dieser Verfahren darzustellen, ihre Grenzen aufzuzeigen und die daraus folgenden therapeutischen Konsequenzen für die Versorgungspraxis zu erläutern. Warum Schnelltests Teil eines größeren Strukturwandels sind, zeigt die Einordnung zu Point of Care.

Was sind Schnelltests im medizinischen Alltag

Schnelltests sind In-vitro-Diagnostika, die ohne Zentrallabor direkt am Versorgungsort Ergebnisse liefern. Technisch dominieren immunologische Nachweise von Antigenen oder Antikörpern, daneben existieren optische und elektrochemische Verfahren. Ergebnisformate reichen von visueller Linienablesung bis zu numerischen Werten mit Reader. Ziel ist die rasche klinische Einordnung, zum Beispiel Infektionsverdacht, Herzmarker oder Entzündungsparameter.

Wichtig ist die Abgrenzung zu komplexer Labordiagnostik: Schnelltests ersetzen die zentrale Analytik nicht, sie ergänzen sie dort, wo Zeitvorteil Therapieentscheidungen beschleunigt. Das gilt für Notaufnahme, Intensivbereich, Hausarztpraxis, Pflegeeinrichtung und zunehmend auch Apotheke. Wie Point of Care die klinische Entscheidungskette verkürzt, erläutert der Diagnostik-Überblick.

Zu den häufigsten Parametern zählen:

  • C-reaktives Protein (CRP) zur Infekttriage

  • Influenza- und SARS-CoV-2-Antigentests

  • Streptokokken Gruppe A bei Halsentzündung

  • Schwangerschaftstests (hCG-Nachweis)

  • Stuhltests auf okkultes Blut

  • Urinschnelltests, die typische Parameter wie Protein, Glukose, Nitrit oder Blut erfassen und bei der Diagnostik von Harnwegsinfekten, Nierenerkrankungen oder Stoffwechselstörungen unterstützen

Leitlinien nennen für zeitkritische Situationen klare diagnostische Pfade, in denen Schnelltests eine Rolle spielen können, etwa bei Sepsis die initiale Laktatbestimmung und rasche Risikostratifizierung (Evans et al., 2021).

Wie funktionieren Schnelltests – und wo liegen ihre Grenzen?

Die meisten Schnelltests im professionellen Alltag, zum Beispiel COVID-19-Antigentests, Streptokokken-Schnelltests, Schwangerschaftstests oder Urinteststreifen, basieren auf dem Prinzip der Immunochromatografie. Dabei wandert eine Flüssigkeitsprobe wie Nasenabstrich, Urin oder Blut über eine Testkassette. Enthält die Probe das gesuchte Zielmolekül (etwa ein virales Antigen oder ein Hormon wie hCG), binden Antikörper auf dem Teststreifen daran. Das Ergebnis zeigt sich meist durch eine farbige Linie, die innerhalb von 10 bis 20 Minuten erscheint.

Reader-basierte Systeme gehen einen Schritt weiter: Hier wird die Testkassette in ein kleines Gerät eingelegt, das das Signal optisch oder elektrochemisch erfasst und numerisch ausgibt. Damit lassen sich Fehler durch subjektives Ablesen reduzieren und Ergebnisse besser dokumentieren.

Warum sind Schnelltests oft weniger genau als Labordiagnostik?

  • Sie verwenden kleinere Probenmengen, was die Messung anfälliger für Schwankungen macht.

  • Es gibt keine aufwendige Probenaufbereitung wie im Labor, wodurch Störfaktoren leichter das Ergebnis verfälschen können.

  • Bei visuellen Tests hängt die Genauigkeit von der Ablesung durch die Anwender:innen ab.

  • Laborverfahren (z. B. PCR oder automatisierte Immunoassays) sind sensitiver und spezifischer, da sie größere Probenvolumina, präzisere Reagenzien und komplexere Auswerteverfahren nutzen.

Schnelltests mit und ohne Reader

Schnelltests lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen:

1) Visuelle Schnelltests ohne Reader

Diese Tests funktionieren meist immunochromatografisch. Das Ergebnis wird anhand von Linienmustern auf einer Kassette oder einem Teststreifen abgelesen. Beispiele sind Schwangerschaftstests, Stuhltests auf okkultes Blut oder klassische Antigen-Schnelltests auf Influenza oder SARS-CoV-2. Vorteile sind geringe Kosten, einfache Handhabung und Unabhängigkeit von technischer Infrastruktur. Grenzen bestehen in der Subjektivität der Ablesung, eingeschränkter Quantifizierung und fehlender Anbindung an IT-Systeme. Dokumentation erfolgt ausschließlich manuell.

2) Reader-basierte Schnelltests

Hier wird die Testkassette in ein kleines Gerät eingelegt, das optische oder elektrochemische Signale misst und numerische Ergebnisse liefert. Beispiele sind CRP-Tests, Bluzuckermessungen oder Troponin-Systeme im ambulanten Bereich. Vorteile sind eine objektivere Auswertung, geringere Ablesefehler und die Möglichkeit zur IT-Anbindung. Damit können Ergebnisse direkt in Patientenakten übertragen und in Qualitätssicherungssysteme integriert werden. Der Nachteil liegt in höheren Anschaffungskosten und der Notwendigkeit regelmäßiger Wartung.

Für die Praxis gilt: Je kritischer die Indikation und je enger die therapeutische Entscheidungsgrenze, desto eher ist ein Reader-basiertes System erforderlich. In weniger kritischen Alltagssituationen kann ein visueller Test ausreichend sein. Welche Testarten in welchem Setting überzeugen, lesen Sie im Beitrag Point of Care Test.

Warum Schnelltests klinisch relevant sind

Die klinische Stärke von Schnelltests liegt im Zeitgewinn. Ergebnisse stehen innerhalb weniger Minuten zur Verfügung und unterstützen direkte Entscheidungen – etwa zur Isolation bei Infektionskrankheiten, zur Einleitung oder zum Verzicht auf Antibiotikatherapie oder zur Abklärung einer Schwangerschaft.

Studien zeigen, dass CRP-Schnelltests in der Primärversorgung unnötige Antibiotikagaben reduzieren können (Martínez-González et al., 2020). Zudem berichten Praxiserfahrungen von bis zu 22 % weniger Antibiotikaeinsätzen in der gepoolten CRP-Gruppe gegenüber Standardversorgung. 

Für Antigen-Schnelltests (z. B. SARS-CoV-2) zeigen Metaanalysen, dass die Sensitivität bei symptomatischen Personen bei rund 73,0% liegt, während die Spezifität bei etwa 99,1% liegt – die Sensitivität hängt deutlich von der Viruslast ab (Tan et al., 2024). In einer Studie mit über 2.200 Proben wurden Sensitivitäten von 60,4% bzw. 56,8% und Spezifitäten von 99,7% bzw. 99,8% gemessen (Werteneauer et al., 2022).

Auch Urinschnelltests liefern im klinischen Alltag Hinweise auf Infekte oder Stoffwechselstörungen. Auffällige Resultate sollten stets durch Laborkontrollen bestätigt werden, um Fehldiagnosen zu vermeiden. Kaufkriterien, Kostenblöcke und IT-Anbindung bündelt der Leitfaden zu Point of Care Geräten.

Schnelltests

Vergütung von Schnelltests in Praxis und Klinik

Die Vergütung von Schnelltests unterscheidet sich deutlich zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.

1) Niedergelassene Praxis

Im vertragsärztlichen Bereich erfolgt die Abrechnung über den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM). Schnelltests wie C-reaktives Protein (CRP), Streptokokken-Antigentests oder Urinschnelltests sind in der Regel nicht als eigenständige Leistungen vergütet, sondern in Pauschalen enthalten. Das bedeutet, dass Ärzt:innen die Kosten für Testmaterialien oft selbst tragen müssen. Im privatärztlichen Bereich wird über die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet, die bei einigen Parametern spezifische Ziffern vorsieht. Dennoch bleibt der finanzielle Spielraum auch hier begrenzt, da die Vergütung häufig nicht kostendeckend ist.

2) Stationäre Versorgung in Kliniken

Im Krankenhaus sind Schnelltests Teil der Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRG). Sie werden nicht einzeln vergütet, sondern müssen aus der Pauschale für den gesamten Behandlungsfall finanziert werden. Damit hängt der wirtschaftliche Nutzen weniger vom Stückpreis des Tests ab, sondern davon, ob durch schnellere Diagnostik Liegezeiten verkürzt, Komplikationen vermieden oder Überweisungen reduziert werden können. 

Schnelltests: Fazit

Schnelltests haben ihren festen Platz in der professionellen Versorgung: Sie liefern in Minuten Ergebnisse, die Diagnosen beschleunigen und Therapieentscheidungen unterstützen. Ihr Nutzen hängt stark vom Setting ab – in Praxen oft als Qualitätsplus ohne eigene Vergütung, in Kliniken als Prozessbeschleuniger mit indirektem ökonomischem Effekt. Entscheidend bleibt, die richtigen Tests für die passende Indikation zu wählen und ihre Ergebnisse in den klinischen Gesamtkontext einzuordnen.

Frequently Asked Questions (FAQs) zum Point-of-Care-Test

Welche Schnelltests sind in der Hausarztpraxis sinnvoll?

Besonders verbreitet sind CRP-Schnelltests zur Infektabklärung, Streptokokken-Tests bei Halsschmerzen, Urinschnelltests sowie Influenza- und COVID-19-Antigentests. Sie helfen, Therapieentscheidungen direkt in der Sprechstunde zu treffen.

In Kliniken sind Schnelltests in den Fallpauschalen (DRG) enthalten. Sie werden nicht einzeln abgerechnet, können aber durch schnellere Diagnostik Aufenthaltszeiten verkürzen und Folgekosten senken.

Troponin-Schnelltests am Point of Care liefern innerhalb weniger Minuten Ergebnisse. Hochsensitive Systeme erreichen eine vergleichbare Genauigkeit mit Labormethoden, sind aber nur bei klar definierten Algorithmen sicher einzusetzen.

CRP-Schnelltests helfen, bakterielle von viralen Infektionen zu unterscheiden. Dadurch können unnötige Antibiotikaverordnungen reduziert und Resistenzen vermieden werden.

Urinschnelltests erfassen Parameter wie Protein, Nitrit, Blut oder Glukose. Sie eignen sich gut für Screening und Verlaufskontrolle, müssen bei auffälligen Ergebnissen jedoch im Labor bestätigt werden.

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