Troponinmessung am Point of Care: Welche Geräte kommen in Frage?

Die Messung von Troponin direkt am Behandlungsort ist heute ein zentraler Bestandteil der Notfalldiagnostik. Doch welches Gerät ist für welchen Einsatzbereich geeignet? Welche Parameter lassen sich kombinieren? Und wie unterscheiden sich Konnektivität, Sensitivität und Kosten?

In diesem Beitrag geben wir eine herstellerneutrale Übersicht über Point-of-Care-Geräte zur Troponinmessung – mit Fokus auf Systeme, die hochsensitives Troponin I (hs-cTnI) bestimmen.

Warum Troponin am Point of Care bestimmen?

Troponin ist ein kardialer Biomarker zur Detektion eines Myokardschadens, insbesondere bei akutem Koronarsyndrom (ACS). Eine schnelle Bestimmung direkt in der Notaufnahme, im Rettungsdienst oder auf der Intensivstation kann Zeit sparen und die Versorgung verbessern. Point-of-Care-Testsysteme (POCT) ermöglichen Ergebnisse in 15 bis 20 Minuten.

Der Einsatz lohnt sich vor allem, wenn schnelle Entscheidungen gefragt sind, wie z.B. zur Frühentlassung oder für Rule-in/Rule-out-Protokolle nach ESC-Leitlinie. Besonders in Regionen ohne 24/7-Laborstruktur ist POCT eine relevante Ergänzung.

Auch im niedergelassenen Bereich oder in interdisziplinären Notaufnahmen können POCT-Systeme die Triage beschleunigen und Patientenströme effizienter steuern. Bei entsprechender Validierung und Einbindung in SOPs kann die klinische Sicherheit dabei gewahrt bleiben.

Troponin I oder Troponin T: Was wird am Point of Care gemessen?

Im zentralen Labor ist hs-cTnT von Roche weit verbreitet. Am Point of Care dominiert jedoch hs-cTnI, da derzeit kein hs-cTnT-Test für POCT verfügbar ist.

Wichtig für die Geräteauswahl:

  • hs-cTnI-Tests sind nicht standardisiert – Ergebnisse sind nicht 1:1 vergleichbar

  • Es gibt Unterschiede bei Nachweisgrenze, Linearität und Reagenzstabilität

  • Die Wahl des Assays hat Einfluss auf klinische Entscheidungsgrenzen

Der Troponin-Komplex besteht aus drei Untereinheiten: Troponin C, I und T. Troponin C bindet Calcium, ist jedoch nicht herzspezifisch. Troponin I (inhibitorisch) und Troponin T (Tropomyosin-bindend) sind die beiden diagnostisch relevanten Isoformen für kardiovaskuläre Erkrankungen.

Eigenschaft Troponin I (cTnI) Troponin T (cTnT)
Molekulargewicht 23–24 kDa, hochspezifisch, schneller Anstieg bei akuter Schädigung 37–39 kDa, etwas träger im Verlauf, stabiler im Blut
Standardisierung Geringe Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Tests (keine Standardisierung) Hohe Standardisierung und gute Vergleichbarkeit
Hersteller Verschiedene Hersteller mit unterschiedlichen Antikörpersystemen Lange Zeit ausschließlich Roche, mittlerweile auch andere
Verbreitung V. a. bei Laboranalysatoren und Point-of-Care-Geräten kleinerer Hersteller Besonders in größeren Kliniklaboren etabliert

POCT-Geräte zur Troponinmessung: Welche Systeme gibt es?

Auf dem Markt sind sowohl Einzelparameter-Systeme als auch multiparameterfähige Geräte verfügbar. Letztere ermöglichen z. B. die gleichzeitige Bestimmung von CRP, D-Dimer, BNP oder Laktat. Besonders für zentrale Notaufnahmen oder internistische Ambulanzen ist dies von Vorteil.

Typische Auswahlkriterien:

  • Probenart: Kapillarblut, EDTA-Vollblut oder Plasma

  • Zeit bis Ergebnis: 8 bis 20 Minuten

  • Einsatzbereich: stationär, mobil, präklinisch

  • Kommunikation: HL7, POCT1-A, Bluetooth, WLAN, Middleware

  • Kalibration & Wartung: Single-Use-Kartuschen vs. integrierte Kalibration

  • Analyseprinzip: Immunoassay (fluoreszenz- oder elektrochemisch)

Die Wahl zwischen tragbarem Kleingerät und fest installiertem Tischsystem hängt vom klinischen Umfeld ab. Manche Systeme sind sogar mit einem Barcode-Scanner, Touchscreen oder Dockingstation ausgestattet, um die Integration in Arbeitsprozesse zu erleichtern.

Was kostet ein Troponin-POCT-Gerät?

Die Preisspanne für Systeme mit Troponinmessung liegt (je nach Ausstattung) zwischen ca. 2.000 und 15.000 Euro. Zusätzlich fallen Kosten für Verbrauchsmaterialien, Servicepakete und gegebenenfalls Middleware-Lizenzen an.

Einzeltestkosten:

  • Konventionelles Troponin: ca. 10 €

  • Hochsensitives Troponin (hs-cTnI): ca. 20 €

Multifunktionssysteme können durch Konsolidierung mehrerer Parameter langfristig wirtschaftlicher sein. Entscheidend ist die Einbindung in klinische Abläufe und vorhandene IT-Strukturen. Auch die Möglichkeit zur automatisierten Dokumentation (z. B. in KIS oder Laborsoftware) spielt eine Rolle.

Weitere kardiovaskuläre Marker im POCT

Viele POCT-Geräte zur Troponinmessung bieten zusätzliche Parameter, die bei der kardiovaskulären Risikostratifizierung eine Rolle spielen. Dazu zählen unter anderem:

  • CK-MB: war lange Standard in der Herzinfarktdiagnostik, heute durch Troponin abgelöst

  • BNP: zeigt eine Herzinsuffizienz an, reagiert aber weniger empfindlich auf akute Ischämien

  • NT-proBNP: ähnlicher diagnostischer Bereich wie BNP, jedoch stabiler und häufiger verwendet

  • hs-CRP: Marker für Entzündungen, auch bei chronisch niedriggradigen Entzündungen klinisch relevant

In Kombination mit Troponin kann die Interpretation dieser Marker helfen, die diagnostische Sicherheit zu erhöhen, Differenzialdiagnosen schneller einzugrenzen und das Patientenmanagement zu optimieren.

KI & Rule-out: Wohin geht die Entwicklung?

Die ARTEMIS-Studie (The Lancet Digital Health, 2024) zeigt: Mit Hilfe von KI kann ein einzelner hs-cTnI-Wert am Point of Care zur sicheren Rule-out-Diagnostik verwendet werden. Voraussetzung: Einbindung von Patientenmerkmalen (Alter, EKG, Risikofaktoren).

Der Algorithmus erreichte eine negative prädiktive Genauigkeit von 99,96 % und könnte die klinische Entscheidungsfindung zukünftig deutlich beschleunigen.

Auch für den präklinischen Bereich oder die ärztliche Triage in großen Ambulanzen könnten solche Modelle in Kombination mit POCT-Systemen relevant werden. Voraussetzung ist jedoch eine valide Datenbasis und regulatorische Freigabe.

Das beste Gerät für die Troponinmessung am Point of Care

Das beste Gerät ist jenes, das zum klinischen Einsatzkontext passt. In der Notaufnahme zählen Geschwindigkeit und IT-Anbindung, im Rettungsdienst Mobilität und Robustheit. Unterschiede bestehen auch bei Nachweisgrenze, Probenart und Benutzerführung. Weil Troponin-I-Tests nicht standardisiert sind, variiert zudem die Messperformance. Entscheidend ist daher eine Auswahl auf Basis medizinischer, technischer und organisatorischer Anforderungen.

Frequently Asked Questions (FAQs)

Welche Geräte messen Troponin am Point of Care?

Es gibt verschiedene POCT-Systeme mit Troponin-Test, meist hs-cTnI-basiert. Eine herstellerneutrale Geräteübersicht finden Sie auf Diagnoodle.

Nein, derzeit ist kein hs-cTnT-Test für den Point of Care zugelassen. Am POC wird hauptsächlich hs-cTnI eingesetzt.

Je nach System variiert die analytische Präzision. Die meisten Geräte sind für den Einsatz im klinischen Alltag geeignet, sofern Qualitätssicherung umgesetzt wird.

Die Gerätepreise liegen zwischen 2.000 € und 15.000 €. Testkosten betragen ca. 10–20 € pro Messung, je nach Testtyp.

Viele Systeme bieten HL7, POCT1-A oder Middleware-Anbindung. Details finden Sie auf Diagnoodle unter “Konnektivität”.

Das könnte Sie auch interessieren