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Ein Blutbild-Gerät liefert schnelle Ergebnisse und erleichtert Entscheidungen in Klinik, Praxis und Notaufnahme. Besonders am Point of Care bietet das Blutbild-Gerät Vorteile, wenn Zeit entscheidend ist. Doch welche Systeme sind verfügbar, wie unterscheiden sie sich, welche Kosten entstehen und welche neuen Technologien spielen eine Rolle?
Im Point of Care Umfeld lassen sich vier Gerätetypen unterscheiden:
1. Kompakte Hämatologie-Analysatoren (3-diff)
Diese Blutbild-Geräte erfassen die Basiswerte des kleinen Blutbildes: Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, Thrombozyten und Leukozyten mit einer groben Differenzierung in drei Zelltypen. Vorteile: geringe Stellfläche, einfache Bedienung, Ergebnisse in zwei bis fünf Minuten. Sie sind ideal für Notaufnahmen, Stationen und Praxen, die schnelle Screeningwerte benötigen.
2. Erweiterte Systeme (5-diff oder 6-diff)
Hier erfolgt eine detaillierte Differenzierung der weißen Blutzellen, teilweise bis hin zu unreifen Formen. Damit erfassen diese Geräte die Werte, die in der Praxis häufig als großes Blutbild bezeichnet werden. Das erhöht die diagnostische Tiefe, ist aber komplexer und kostenintensiver. Geeignet sind die Blutbild-Geräte für Einrichtungen mit häufigen internistischen oder hämatologischen Fragestellungen.
3. Kombinationsgeräte: Blutbild plus CRP
Einige Blutbild-Systeme bestimmen neben dem Blutbild gleichzeitig CRP. Diese Kombination unterstützt eine schnelle Einordnung bei Infekten, besonders in Triage, Pädiatrie oder Hausarztpraxis. Einschränkung: weniger Parametervielfalt als im Zentrallabor.
4. Kartuschenbasierte Geräte
Diese Geräte für Blutbilder arbeiten mit Einweg-Kassetten, die Reagenzien und Analytik in einem geschlossenen System vereinen. Vorteile: sehr einfache Bedienung, kurze Messzeit, geringe Probenvolumina. Nachteil: höhere Kosten pro Test und Abhängigkeit von proprietären Kartuschen.
Messprinzip:
Impedanzmessung: robust und kostengünstig, begrenzte Differenzierung.
Optische oder fluoreszenzbasierte Verfahren: detaillierte 5-diff oder 6-diff Analysen, aber komplexer und teurer.
Probenart:
Kapillarblut ist praktisch, aber präanalytisch störanfälliger (Krleza et al., 2015).
Venöses EDTA-Blut ist stabiler und erleichtert Vergleiche mit dem Zentrallabor (Patel et al., 2013).
Geschwindigkeit und Durchsatz:
Die meisten Geräte liefern Ergebnisse in zwei bis sieben Minuten. Für Stationen mit hohem Probenaufkommen ist die Rüstzeit entscheidend.
Qualitätsmanagement:
Interne Kontrollen, externe Ringversuche, klare Standard Operating Procedures (SOPs) und Benutzerrechte sind laut der Richtlinie der Bundesärztekammer (RiliBÄK) zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen unverzichtbar. Ohne sauberes Qualitätsmanagement entsteht ein Risiko für Fehlinterpretationen.
IT und Konnektivität:
Moderne Geräte bieten Schnittstellen wie HL7, POCT1-A oder FHIR. Middleware ermöglicht zentrale Steuerung, Dokumentation der Qualitätskontrolle und sichere Datenübertragung. Fehlt die IT-Anbindung, drohen doppelte Dokumentation und Fehler (Erasmus et al., 2021).
Die Kosten variieren je nach Ausstattung, Testvolumen und Vertragsmodell. Zusätzlich sollten Sie Service- und Qualitätssicherungskosten berücksichtigen:
Gerätetyp | Typische Anschaffungskosten | Kosten pro Test* |
---|---|---|
3 diff Systeme (Basisgeräte) | ca. 8.000 – 15.000 € | 1 – 3 € |
5 diff / 6 diff Systeme | ca. 15.000 – 25.000 € | 2 – 5 € |
Kartuschenbasierte Systeme | > 25.000 € (je nach Modell) | 3 – 6 € oder mehr |
Kombinationsgeräte (Blutbild + CRP) | ca. 15.000 – 30.000 € | 4 – 7 € |
EBM Ziffer | Leistung | Leistungsinhalt | Vergütung je KV Region |
---|---|---|---|
32120 | kleines Blutbild | Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, Leukozyten, Thrombozyten | ca. 0,70 – 0,90 € |
32122 | großes Blutbild | kleines Blutbild plus Differenzierung der Leukozyten | ca. 3,50 – 4,50 € |
Die Wahl zwischen Laboreinsendung und Point-of-Care-Gerät hängt im Wesentlichen von Zeit, Qualität und Wirtschaftlichkeit ab.
Bei einer Laboreinsendung sind die Kosten pro Analyse sehr gering. Standardisierte Abläufe sichern eine hohe Qualität, die Parametervielfalt ist breit und die Qualitätskontrolle fest etabliert. Der Nachteil: Ergebnisse liegen erst nach Stunden oder am Folgetag vor, abhängig von Transport und Logistik.
Ein Blutbildgerät am Point of Care liefert Resultate innerhalb weniger Minuten direkt vor Ort. Diese Geschwindigkeit ist klinisch relevant: bei der Triage in der Notaufnahme, bei akuten Therapieentscheidungen oder im Monitoring kritischer Patientinnen und Patienten.
Die Schnelligkeit hat jedoch ihren Preis. Geräte müssen angeschafft und regelmäßig gewartet werden, Reagenzien und Qualitätskontrollen sind teurer als im Großlabor. Hinzu kommt: Eine gesonderte Vergütung über den EBM gibt es nicht.
Die Refinanzierung gelingt daher ausschließlich über Prozessvorteile. Ein wirtschaftlicher Nutzen entsteht nur dann, wenn die Zeitersparnis konkrete Effekte hat, zum Beispiel durch verkürzte Aufenthaltszeiten, gezieltere Therapien oder die Entlastung anderer Ressourcen (Lee-Lewandrowski et al., 2003).
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in Blutbild-Geräten gewinnt an Bedeutung. Systeme wie der Pixcell HemoScreen (Xing et al., 2023) oder miLab von Noul (Hamid et al., 2024) nutzen bildbasierte Algorithmen, um die Leukozytendifferenzierung zu automatisieren und atypische Zellen zu erkennen. Ziel ist eine höhere Standardisierung, weniger Bedienfehler und eine schnellere Befundung.
Anwender profitieren von einer intuitiven Bedienung und einer deutlichen Vereinfachung der Analytik, besonders in Einrichtungen mit wechselndem oder weniger geschultem Personal. So steigert KI die Prozesssicherheit und beschleunigt die Abläufe am Point of Care.
Gleichzeitig bringt die Technologie Herausforderungen mit sich. KI-Systeme müssen sorgfältig validiert werden, damit ihre Ergebnisse den etablierten Standards entsprechen. Verzerrte Trainingsdaten können die Qualität beeinflussen. Auch Fragen der Datensicherheit, regelmäßiger Software-Updates und der langfristigen Verfügbarkeit sind kritisch.
Wichtig bleibt: KI ersetzt nicht die Reflexkriterien oder die mikroskopische Kontrolle. Sie ergänzt vielmehr das diagnostische Spektrum und unterstützt die klinische Entscheidungsfindung, sofern sie verantwortungsvoll eingesetzt wird.
Ein Blutbild-Gerät am Point of Care liefert schnelle Ergebnisse und verkürzt Entscheidungswege. Das Labor ist günstiger und standardisierter, aber langsamer. Die Wahl ist eine Abwägung zwischen Kosten und Zeitgewinn – neue KI-Systeme erhöhen zusätzlich Präzision und Bedienkomfort.
Am Point of Care kommen kompakte 3-diff-Systeme, erweiterte 5- oder 6-diff-Geräte, Kartuschensysteme und Kombinationsgeräte mit CRP zum Einsatz.
3-diff-Geräte liefern Basiswerte, 5- und 6-diff-Systeme differenzieren weiße Blutzellen detaillierter und unterstützen komplexere Fragestellungen.
Die Anschaffung liegt je nach Typ zwischen ca. 8.000 und 30.000 Euro, die Testkosten zwischen 1 und 7 Euro plus Service und QC.
Für Laboreinsendungen gilt: kleines Blutbild ca. 0,70 bis 0,90 €, großes Blutbild ca. 3,50 bis 4,50 €. POCT-Geräte sind nicht gesondert abrechenbar.
KI unterstützt die automatische Leukozytendifferenzierung, erhöht die Standardisierung und beschleunigt die Befundung, ersetzt aber nicht die mikroskopische Kontrolle.
Die Inhalte richten sich an medizinisches Fachpersonal. Sie ersetzen keine Beratung, begründen kein Behandlungsverhältnis und erfolgen ohne Gewähr. Nutzung auf eigenes Risiko, Haftung ausgeschlossen.