Kreatinin-Jaffé-Methode: Nutzen, Grenzen, Vergleich

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

Einleitung: Kreatinin-Jaffé

Die Kreatinin Jaffé Methode ist die historisch älteste Routinebestimmung für Kreatinin: Kreatinin reagiert in alkalischer Lösung mit Pikrinsäure zu einem gefärbten Komplex. Das Verfahren ist schnell, automatisierbar und günstig, bleibt aber analytisch weniger spezifisch als enzymatische Nachweismethoden oder Isotopenverdünnungs Massenspektrometrie Referenzverfahren, mit unmittelbaren Konsequenzen für die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) und die Stadieneinteilung bei chronischer Nierenerkrankung (Delanghe, 2011).

Einen umfassenden Überblick zur Kreatinindiagnostik finden Sie in unserem Artikel Kreatinin: Umfassender Überblick zur Diagnostik.

Methoden und Messprinzipien der Kreatinin-Jaffé-Bestimmung

Die Jaffé Reaktion misst eine zeitabhängige Farbentwicklung, die neben Kreatinin auch mit sogenannten Jaffé-chromogenen Substanzen reagieren kann. Kinetische und kompensierte Jaffé Protokolle reduzieren Interferenzen, eliminieren sie jedoch nicht vollständig. Enzymatische Tests nutzen eine mehrstufige Reaktionskette bis zu messbarem Wasserstoffperoxid und sind dadurch spezifischer. Für die metrologische Rückführung gilt die Isotopenverdünnungs Massenspektrometrie als Referenz, auf die Routineverfahren kalibriert werden sollten, um systematische Abweichungen zu minimieren (Myers et al., 2006).

Einen Überblick über verschiedene Testverfahren finden Sie im Artikel Kreatinin-Test: Optionen im Überblick.

Klinische Relevanz der Kreatinin-Jaffé-Methode

Schon kleine Kreatininfehler verschieben die eGFR und damit Stadien der chronischen Nierenerkrankung. Die internationale gemeinnützige Organisation, die evidenzbasierte Leitlinien zu Nierenerkrankungen entwickelt “KDIGO” (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) empfiehlt deshalb nachdrücklich standardisierte, rückführbare Messungen und bei Bedarf die Bestätigung mit Cystatin C zur besseren Risikoklassifikation. In vulnerablen Gruppen wie Kindern, Schwangeren, sehr muskelarmen oder ikterischen Patientinnen können Jaffé bedingte systematische Abweichung klinische Entscheidungen verfälschen. Standardisierung verbessert die Vergleichbarkeit, behebt aber die methodenspezifische Unspezifität der Jaffé Reaktion nicht (Piéroni, 2017).

Weitere Informationen zu Referenzwerten finden Sie im Artikel Kreatinin-Blutwert einfach erklärt: Normwerte & Abweichungen.

Kreatinin-Jaffé im Vergleich zu enzymatischen Verfahren

Typische Interferenzen der Jaffé Methode sind Bilirubin, Glukose, Ketonkörper sowie bestimmte Antibiotika wie Cephalosporine. Auch bei kinetischer Jaffé Messung kann Bilirubin eine negative Interferenz verursachen und so das Risiko einer klinisch relevanten Fehlklassifikation erhöhen. Enzymatische Assays zeigen sich in Studien deutlich robuster gegenüber diesen Störfaktoren (Soleimani et al., 2023). Der Einsatz von Kalibratoren, die auf die Isotopenverdünnungs Massenspektrometrie (IDMS) rückführbar sind, sowie regelmäßige Vergleichsmessungen bleiben unabhängig von der Methode verpflichtend (Myers et al., 2006).

Vergleich Kreatinin Messmethoden
Kriterium Jaffé Enzymatisch IDMS
Spezifität geringer durch chromogene Störstoffe hoch sehr hoch
Kalibrierung rückführbar möglich, systematische Abweichung bleibt rückführbar, geringe Interferenz Referenzverfahren
Kosten pro Test eher niedrig moderat bis höher nicht für Routine
Klinische Eignung Routine nutzbar, Vorsicht bei Interferenzen bevorzugt für präzise eGFR Kalibrationsstandard, Vergleichsstudien
Kreatinin Jaffe

Geräte und Systeme

Laborplattformen bieten Jaffé und enzymatische Kreatinin Assays, vielfach mit IDMS rückführbarer Kalibration. In patientennahen Setups liefern Point-of-Care-Systeme schnelle Kreatininwerte zur Kontrastmittelindikation oder Triage. Entscheidend sind dokumentierte Interferenzgrenzen, eGFR Ausgabe, Middleware Anbindung sowie Nachweise externer Qualitätssicherung. In Deutschland fordert die RiliBÄK (Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen) interne Kontrollen auf mehreren Niveaus plus regelmäßige Ringversuche als Voraussetzung für rechtssichere Nutzung und Abrechnung.

Zur Berechnung der Nierenfunktion lesen Sie auch Kreatinin-Clearance erklärt: Werte, Berechnung & Einsatz.

Praktische Aspekte in Klinik und Labor

Für Kliniken mit hoher Fallzahl und knappen Budgets kann die Kreatinin Jaffé Methode ökonomisch attraktiv bleiben. Sie eignet sich dort, wo Interferenzprofile bekannt und kontrolliert sind. Besonders kritisch ist der Einsatz bei Patientengruppen mit hoher Störanfälligkeit:

  • ausgeprägter Ikterus

  • Ketoazidose

  • stark erhöhte Glukosewerte

  • Cephalosporintherapie

In diesen Situationen sollte die Jaffé Methode vermieden oder durch enzymatische Tests beziehungsweise Bestätigungsmessungen ergänzt werden. Unabhängig von der Methode gilt: Nur ein strukturiertes Qualitätsmanagement sichert die Verlässlichkeit der Ergebnisse. Zentrale Punkte sind:

  • konsequente Methodentreue über den gesamten Patientenverlauf

  • IDMS-rückführbare Kalibration

  • Delta-Checks zur Erkennung auffälliger Veränderungen

  • automatische Sperrregeln bei Hämolyse, Lipämie oder Ikterus

  • transparente Meldung im Laborinformationssystem inklusive Angabe der Methode

Studien zeigen, dass Standardisierung die eGFR-Genauigkeit auf Bevölkerungsebene verbessert. Die methodenspezifische Unspezifität der Kreatinin-Jaffé-Methode bleibt jedoch bestehen und muss bei klinischen Entscheidungen berücksichtigt werden (Panteghini, 2008). Auch der Nachweis von Kreatinin im Urin spielt eine wichtige Rolle: Kreatinin im Urin: Bedeutung, Grenzwerte, Diagnostik.

Wissenschaftliche und regulatorische Fragen

Die Kombination aus IDMS Rückführung und spezifischerer Methodik ist zentral für vergleichbare Ergebnisse über Einrichtungen hinweg. KDIGO formuliert hierfür explizite Standards, die eine präzise, zwischen Laboren konsistente Kreatinindiagnostik fordern, einschließlich Berichtstransparenz zur Methode und, wo verfügbar, Einsatz von eGFR aus Kreatinin plus Cystatin C. Ein weiteres wichtiges Kriterium in der Diagnostik ist der Albumin-Kreatinin-Quotient in der Diagnostik.

Für die Qualitätssicherung bleiben die RiliBÄK-Anforderungen verbindlich, auch im Point-of-Care Netzwerk mit zentralem Labor als Verantwortungsträger. 

Fazit: "Kreatinin-Jaffé"

Für verlässliche Nierenfunktionsdiagnostik liefert die enzymatische Kreatininmessung eine höhere Spezifität und bessere Standardisierbarkeit als Jaffé. In Kombination mit IDMS-Rückführung, Empfehlungen der International Federation of Clinical Chemistry und RiliBÄK-konformem Qualitätsmanagement reduzieren Sie Fehlklassifikationen, verbessern eGFR-Genauigkeit und stärken die Patientensicherheit. Point of Care kann die Zeit bis zur Entscheidung verkürzen, erfordert jedoch strenges Qualitätsmanagement und methodische Sorgfalt.

Frequently Asked Questions (FAQs)

Was ist der Unterschied zwischen Kreatinin Jaffé und enzymatisch?

Die Jaffé Methode ist günstiger, aber störanfälliger. Enzymatische Verfahren sind teurer, dafür spezifischer und robuster gegenüber Interferenzen. Deshalb gelten sie in der klinischen Routine als zuverlässiger für die eGFR Berechnung.

Die Jaffé Methode gilt als weniger spezifisch als enzymatische Tests. Sie wird durch sogenannte chromogene Substanzen wie Bilirubin, Glukose oder Ketonkörper gestört, was zu falschen Kreatininwerten führen kann.

Typische Interferenzen sind Bilirubin, Ketonkörper, Glukose sowie bestimmte Antibiotika wie Cephalosporine. Diese können den gemessenen Kreatininwert verfälschen und so die Berechnung der Nierenfunktion beeinflussen.

Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) wird aus dem Kreatinin berechnet. Wenn die Jaffé Methode durch Störstoffe verfälschte Werte liefert, kann dies zu einer falschen Einstufung der Nierenfunktion und zu fehlerhaften chronische-Nierenversagen-Stadien führen.

Ja, die Jaffé Methode darf weiterhin eingesetzt werden, wenn die Laborqualität gesichert ist. Voraussetzung sind eine Kalibrierung nach der Referenzmethode Isotopenverdünnungs Massenspektrometrie (IDMS) sowie interne Kontrollen und Ringversuche nach RiliBÄK.

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