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Die American Diabetes Association (ADA) betont seit Jahren die Bedeutung einer präzisen Blutzuckermessung, nicht nur in der Selbstanwendung, sondern auch im klinischen Alltag. Insbesondere in der Notaufnahme, auf der Intensivstation oder im perioperativen Bereich sind schnelle und zuverlässige Werte entscheidend für die Therapie. Moderne Blutzuckermessgeräte am Point of Care (POC) ermöglichen genau das – vorausgesetzt, sie erfüllen die Anforderungen im klinischen Setting.
Doch welche Systeme sind für den professionellen Einsatz in der Klinik geeignet? Und worauf sollten Beschaffer*innen achten? In diesem Beitrag erhalten Sie eine herstellerneutrale Übersicht.
Blutzuckermessgeräte für den Point of Care sind mobile oder stationäre Systeme, die eine schnelle Glukosemessung direkt am Patientenbett ermöglichen. Dabei arbeiten sie enzymatisch, z. B. auf Basis von Glukoseoxidase oder Glukosedehydrogenase, und benötigen meist nur wenige Mikroliter kapillares oder venöses Vollblut.
In der Klinik werden solche Geräte eingesetzt bei:
Notfällen (Hypo-/Hyperglykämien)
Intensivmedizinischer Überwachung
perioperativer Glukosekontrolle
Frühgeborenen oder pädiatrischen Patient*innen
Geräte für den professionellen Einsatz müssen deutlich strengere Anforderungen erfüllen:
FDA- oder CE-zertifizierte Genauigkeit bei Verwendung im kritischen Bereich (z. B. ICU)
Minimierte Interferenzen durch Hämatokrit, Sauerstoff oder Medikamente
Kompatibilität mit IT-Systemen (POCT1-A, HL7)
Barcode-Scans zur Patientenzuordnung und Qualitätskontrolle
Studien wie die Multicenter-Untersuchung von Goodman et al. (2025) zeigen, dass Systeme im Klinikalltag unter verschiedensten Bedingungen zuverlässig funktionieren müssen, selbst bei Neonaten, in der Notaufnahme oder unter Einfluss zahlreicher Medikamente.
Systeme für die Blutzuckermessung lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:
| Kategorie | Merkmale | Typische Einsatzorte |
|---|---|---|
| Kompakte Handgeräte | tragbar, kapillar, oft POCT1-A-kompatibel | Notaufnahme, Allgemeinstation |
| Trolley-/Stationsgeräte | mit Barcode, Dockingstation, LIS-Anbindung | ICU, OP, IMC |
| Multifunktionsgeräte | messen z. B. auch Laktat oder Ketone | Notfallmedizin, Intensivmedizin |
Weitere Unterscheidungsmerkmale:
Probentyp (kapillar, venös, arteriell)
Zeit bis zum Ergebnis (typ. 5–30 Sek.)
Benutzerführung / Display
Integration in Pflegeprozesse
Die Genauigkeit von Blutzuckermessgeräten hängt stark von präanalytischen Faktoren ab. Die Studie von Carta et al. (2020) zeigt, dass auch der verwendete Referenzstandard in der Labormedizin eine entscheidende Rolle spielt: Nur bei Verwendung von citratgepufferten Röhrchen anstelle von NaF kann die Trueness klinisch korrekt bestimmt werden.
Das ist relevant, weil viele Evaluierungen auf veralteten Standards beruhen, was zu scheinbaren Ungenauigkeiten führen kann. Moderne Systeme erreichen laut Studien bis zu 97 % Übereinstimmung mit Referenzmethoden – vorausgesetzt, alle Faktoren stimmen.
Die überwiegende Mehrheit moderner Blutzuckermessgeräte arbeitet amperometrisch mit enzymatischen Reaktionen. Am weitesten verbreitet sind Glukoseoxidase (GOx) und Glukosedehydrogenase (GDH). Während GOx sauerstoffabhängig ist, funktioniert GDH auch bei niedrigem pO₂ zuverlässig, etwa bei kritisch kranken Patient*innen. Geräte mit GDH-FAD gelten daher als besonders robust in der Intensivmedizin.
Amperometrisch bedeutet: Die Reaktion erzeugt ein elektrisches Signal, das proportional zur Glukosekonzentration ist. Dieses Signal wird im Gerät verstärkt, digitalisiert und angezeigt. Die Anforderungen an diese Technik sind in der Norm ISO 15197 definiert – sie fordert u. a., dass 95 % der Werte innerhalb von ±15 mg/dL (bei Werten unter 100 mg/dL) oder ±15 % (bei höheren Werten) zur Referenzmethode liegen müssen.
In Kliniken reicht ein gutes Gerät allein nicht aus – der Betrieb muss auch qualitätsgesichert erfolgen. Dazu zählen:
regelmäßige oder chargenbezogene Kontrollmessungen mit QC-Material
digitale Dokumentation der QC-Daten (z. B. via POCT1-A)
geschultes Personal mit regelmäßiger Re-Zertifizierung
Die POCT-Koordination oder das zentrale Labor ist meist für die Freigabe und Überwachung der Geräte verantwortlich. Gerade bei Audits (z. B. durch Zertifizierungsstellen) wird die Einhaltung dieser Prozesse genau geprüft.
Auch bei hochmodernen Geräten können Fehler entstehen, besonders in der Präanayltik. Typische Probleme sind:
Verwechslung von Patient*innen mangels Barcode-Scan
Verunreinigte Fingerkuppen (z. B. durch glukosehaltige Cremes oder Händedesinfektion)
Abnahme bei starkem Vasospasmus oder Durchblutungsstörung
Postanalytisch sind Übertragungsfehler in die Dokumentation ein häufiges Problem, wenn keine automatisierte Datenanbindung besteht.
Neben der ISO 15197, die Mindestanforderungen an die Messgenauigkeit für Blutzuckermessgeräte definiert, gibt es mit CLSI POCT12-A3 eine spezifische Richtlinie für den Einsatz im Krankenhausumfeld. Sie beschreibt u. a.:
Vorgaben für interne und externe Qualitätskontrollen
Richtlinien für die Schulung des Personals
Standards für die Dokumentation und Gerätevernetzung
Die Einhaltung dieser Standards ist für die Akkreditierung von Laboren und Kliniken essenziell. Auch die europäische IVDR spielt eine Rolle: Sie verlangt eine nachvollziehbare Risikoklassifizierung und technische Dokumentation, insbesondere bei Geräten der Klasse C, zu denen Blutzuckermesssysteme im professionellen Kontext zählen.
Oft wird bei der Beschaffung vor allem auf den Preis des Geräts oder der Teststreifen geschaut, dabei sind andere Faktoren genauso entscheidend:
Testfrequenz in Ihrer Klinik (z. B. Geriatrie vs. Notaufnahme)
Zeitersparnis durch schnellere Entscheidungen
Kosten pro Test vs. zentrale Labordiagnostik
Schulungsaufwand und Support
Einige professionelle Blutzuckermessgeräte starten bereits ab ca. 20 €, während vernetzbare Systeme mit erweiterten Funktionen bis zu 1.000 € pro Gerät kosten können. Die Kosten pro Teststreifen liegen meist im Cent-Bereich, abhängig vom System und dem Einkaufsvolumen.
Eine Studie aus Belgien (Declerck et al., 2021) zeigte, dass POCT-Blutzuckertests die niedrigsten Einmalkosten pro Test im Vergleich zu anderen Labortests aufwiesen, insbesondere bei hohem Durchsatz.
Das beste Blutzuckermessgerät im Klinikalltag liefert präzise Werte auch unter anspruchsvollen Bedingungen, lässt sich nahtlos in IT-Systeme integrieren und unterstützt Barcode-Scanning sowie automatische Qualitätskontrolle. Geräte mit GDH-FAD gelten als besonders verlässlich, da sie auch bei kritisch kranken Patient:innen stabile Ergebnisse liefern. Entscheidend ist, dass das System zu den klinischen Abläufen passt, nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich und organisatorisch.
Auf www.diagnoodle.com finden Sie eine Übersicht über aktuelle Geräte – vom kompakten Handgerät bis zum multifunktionalen System mit LIS-Anbindung.
Unterschiede gibt es bei Messprinzip, Bedienung, IT-Schnittstellen, Normkonformität und Zusatzfunktionen wie Barcode-Scan oder Benutzerverwaltung.
Die Gerätepreise starten bei rund 300 €. Entscheidender sind aber die laufenden Kosten: Teststreifen, QC-Material, Schulung und IT-Anbindung.
Das hängt vom Einsatzbereich ab. Diagnoodle hilft beim Vergleich: herstellerneutral, filterbar nach Parametern, Probentyp, Schnittstellen und mehr.
Ja, einige Systeme kombinieren Blutzucker mit anderen Parametern. Auf Diagnoodle lassen sich solche Geräte gezielt herausfiltern.
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