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Kreatinin im Urin ist weit mehr als eine „Nebenprobe“. Es dient zur Beurteilung der Sammelvollständigkeit, zur Berechnung der Kreatinin-Clearance und als Bezugsgröße für Quotienten wie Albumin-zu-Kreatinin. Die internationalen Leitlinien von Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) empfehlen für das Screening auf chronische Nierenerkrankung ausdrücklich die Bestimmung des Urin-Albumin-zu-Kreatinin-Quotienten in einer Spontanprobe, kombiniert mit einer Abschätzung der glomerulären Filtration (Levin et al., 2024).
Lesen Sie im Detail alles in unserem Hauptartikel Kreatinin: Umfassender Überblick zur Diagnostik.
Korrektur von Verdünnungseffekten: Urinkreatinin spiegelt die tägliche Kreatinin-Ausscheidung wider. Da diese bei stabiler Muskelmasse relativ konstant bleibt, eignet sich Urinkreatinin hervorragend, um Unterschiede in der Hydration auszugleichen. Darüber hinaus können damit Spontanproben besser vergleichbar gemacht werden.
Kontrolle der Sammelqualität: Außerdem ermöglicht Urinkreatinin, unvollständige 24-h-Sammlungen zuverlässig zu erkennen. Werte deutlich unterhalb der erwarteten Referenzbereiche sprechen häufig für eine unvollständige Kollektion. Auf diese Weise lassen sich Fehlinterpretationen vermeiden.
Berechnung der Clearance: Schließlich wird Urinkreatinin zur Berechnung der Kreatinin-Clearance eingesetzt. Dadurch kann die renale Ausscheidungsleistung differenzierter beurteilt werden, als es allein durch Serumkreatinin möglich wäre.
Serumkreatinin und eGFR: Serumkreatinin wird genutzt, um die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) zu berechnen. Allerdings reagiert der Wert träge auf akute Veränderungen, sodass Nierenschäden häufig erst verzögert sichtbar werden.
Urinkreatinin und Quotientenbildung: Urinkreatinin dagegen quantifiziert die renale Ausscheidung. Insbesondere dient es als Bezugsgröße für wichtige Quotienten wie Albumin-zu-Kreatinin. Folglich ergänzt es die eGFR und bietet zusätzliche Einblicke in das Risiko- und Verlaufsprofil der Patient:innen.
Zusammenfassend gilt: eGFR eignet sich zur Stadieneinteilung der Nierenfunktion, während Urinquotienten vor allem für die Risikostratifizierung und Verlaufskontrolle bei Proteinurie unverzichtbar sind. Welche Methode zur Bestimmung gewählt wird, hängt vom jeweiligen Kreatinin-Test ab.
Proteinurie bezeichnet eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin. Schon geringe Mengen – die Mikroalbuminurie – zeigen frühe Schädigungen bei Diabetes oder Hypertonie an. Im Gegensatz dazu signalisiert eine ausgeprägte Makroproteinurie meist fortgeschrittene Stadien. Deshalb nutzen Leitlinien den Albumin-zu-Kreatinin-Quotienten aus Spontanurinproben für Screening und Verlaufskontrolle.
24 Stunden-Ausscheidung: Studien berichten gewichtsbezogene Bereiche: Männer ungefähr 18 bis 25 mg pro kg pro Tag, Frauen ungefähr 15 bis 20 mg pro kg pro Tag. Werte deutlich darunter sprechen häufig für unvollständige Sammlung (Corder et al., 2024). Eine große Referenzarbeit bestätigt typische Spannen von ungefähr 20 bis 25 mg pro kg pro Tag bei Männern sowie 15 bis 20 mg pro kg pro Tag bei Frauen (Ogna et al., 2015).
Spontanurinproben: In Bevölkerungsstudien liegt die Kreatininkonzentration in Spontanurinproben typischerweise im Bereich um 100 bis 150 mg pro dl mit breiter Streuung durch Hydration, Alter und Körperbau. Medianwerte um 120 bis 130 mg pro dl sind häufig berichtet (Barr et al., 2004).
Albumin-zu-Kreatinin-Quotient als Risikomarker: KDIGO definiert A1 unter 30 mg pro g Kreatinin, A2 30 bis 300 mg pro g, A3 über 300 mg pro g. Der Quotient sollte aus einer morgendlichen Spontanprobe gewonnen und bei auffälligem Befund bestätigt werden (Levin et al., 2024).
| Parameter | Erwachsene Männer | Erwachsene Frauen |
|---|---|---|
| 24 h Exkretion | 18–25 mg/kg/Tag | 15–20 mg/kg/Tag |
| Typische Spontankonzentration | ca. 100–150 mg/dl (Median 120–130) | ca. 100–150 mg/dl (Median 120–130) |
| UACR Kategorie A1 | < 30 mg/g | < 30 mg/g |
| UACR Kategorie A2 | 30–300 mg/g | 30–300 mg/g |
| UACR Kategorie A3 | > 300 mg/g | > 300 mg/g |
Erhöhte 24-h-Exkretion
Mögliche Ursachen:
hohe Muskelmasse
frühe Diabetes-bedingte Hyperfiltration
Schwangerschaft mit gesteigerter Nierenfiltration
intensive körperliche Aktivität
Intensivmedizinische Sonderlage: augmented renal clearance – gesteigerte Kreatininausscheidung trotz normalem Serumkreatinin, relevant insbesondere für die Antibiotikadosierung (Chen & Nicolau, 2020)
Erniedrigte 24-h-Exkretion
Mögliche Ursachen:
Sarkopenie
Unterernährung
unvollständige Urinsammlung
fortgeschrittene Niereninsuffizienz
Wichtig: Populationsdaten nutzen, um Sammelqualität zu prüfen und Fehlinterpretationen zu vermeiden (Kestenbaum et al., 2022)
Urinkreatinin ist Schlüsselfaktor für Quotientenbildung. Der Albumin-zu-Kreatinin-Quotient identifiziert CKD-Risiko und steuert Therapieentscheidungen, einschließlich Blutdruck- und Diabetesmanagement, gemäß KDIGO. Bei Diskrepanz zwischen eGFR und starker Albuminurie steigen Risiko und Handlungsbedarf. Randomisierte Daten zu Nieren- und kardiovaskulären Endpunkten nutzen UACR als Einschluss- und Therapiezielgröße, weshalb die zuverlässige Bestimmung via Urinkreatinin klinisch entscheidend ist (Mosenzon et al., 2020; De Boer et al., 2022).
Erfahren Sie mehr zu den verschiedenen Messmethoden für Kreatinin, wie enzymatisch oder Jaffé, in unseren anderen Artikeln.
Medikamentöse Maßnahmen
RAAS-Blockade (ACE-Hemmer oder AT1-Blocker)
Bei Diabetes: zusätzlich SGLT2-Inhibitoren
Je nach eGFR und UACR: Finerenon als weitere Option
Lebensstilmanagement
konsequente Blutdruckkontrolle
Blutzuckereinstellung
angepasste Ernährung und Gewichtsmanagement
Vermeidung nephrotoxischer Medikamente
Verlaufskontrollen
regelmäßige Messungen von UACR und eGFR
Dokumentation des Therapieerfolgs
Anpassung der Medikation bei Bedarf
Kreatinin im Urin dient als Referenzgröße für den Albumin-zu-Kreatinin-Quotienten, mit dem chronische Nierenerkrankungen eingestuft und therapiert werden. Normbereiche für die 24-Stunden-Ausscheidung und Spontankonzentration helfen, Sammelqualität zu bewerten und Abweichungen einzuordnen. Erhöhte oder erniedrigte Werte weisen je nach Kontext auf Hyperfiltration, Muskelmasse, Ernährungsstatus oder Niereninsuffizienz hin. Zusammen mit eGFR liefert Urinkreatinin die Basis für Screening, Risikostratifizierung und Verlaufskontrolle, während Therapieentscheidungen auf der Kombination aus Albuminurie und Nierenfunktion beruhen.
Kreatinin im Urin ist eine essenzielle Bezugsgröße zur Quotientenbildung (z. B. Albumin-zu-Kreatinin). Es dient außerdem der Plausibilitätskontrolle von Sammelkollektiven und der Berechnung der Kreatinin-Clearance. Für die Risikoabschätzung bei chronischer Nierenerkrankung ist der Albumin-Kreatinin-Quotient (UACR) zentral und wird von KDIGO sowie American Diabetes Association als Screening- und Verlaufsparameter empfohlen.
Populationsbasierte Daten zeigen typische Tagesausscheidungen von etwa 18 bis 25 mg/kg bei Männern und 15 bis 20 mg/kg bei Frauen. Werte deutlich darunter deuten häufig auf unvollständige Sammlung hin. Diese Referenzbereiche helfen, Sammelfehler von tatsächlicher Pathologie zu unterscheiden.
Der UACR aus einer morgendlichen Spontanprobe ersetzt die aufwendige 24-h-Sammlung, ist weniger fehleranfällig und liefert dennoch hohe prognostische Aussagekraft. Er ist Grundlage der Albuminurie-Klassifikation A1 bis A3 nach KDIGO 2024 und gilt als Standardparameter für Screening, Therapieentscheidung und Verlaufskontrolle bei CKD und Diabetes.
Erhöhte Werte: hohe Muskelmasse, körperliche Belastung, frühe Diabetes- oder Schwangerschafts-Hyperfiltration, augmented renal clearance auf Intensivstation. Erniedrigte Werte: Sarkopenie, Unterernährung, unvollständige Urinsammlung, fortgeschrittene Niereninsuffizienz
Die Differenzierung ist entscheidend, da Urinkreatinin die Basis für Quotienten und Clearance-Berechnungen bildet.
Leitlinien empfehlen regelmäßige Verlaufsuntersuchungen bei Risikopatient:innen (z. B. mit Diabetes, Hypertonie oder CKD). UACR und eGFR sollten kombiniert erhoben werden, um Progression und Therapieeffekt (z. B. RAAS-Blockade, SGLT2-Inhibitoren, Finerenon) zu dokumentieren. Verlaufstrends sind klinisch relevanter als Einzelmessungen.
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