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Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.
Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein in der Leber gebildetes Akut-Phase-Protein, das bei Entzündungen stark im Blutplasma ansteigt. Es gehört zur Pentraxin-Familie und reagiert auf Stimuli wie Infektionen, Gewebeschäden oder chronische Entzündungsprozesse. Der Name „reaktiv“ stammt daher, dass CRP bei seiner Entdeckung an einen bestimmten Zuckerbaustein (C-Polysaccharid) auf der Oberfläche von Pneumokokken-Bakterien gebunden hat.
Heute gilt CRP als einer der sensibelsten und dynamischsten Biomarker für Entzündungen mit messbarem Anstieg innerhalb weniger Stunden nach Stimulus (Zhou et al., 2024). Es wird in vielen Leitlinien empfohlen, insbesondere in der Primärversorgung zur Differenzierung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen. Die Anwendung reicht von klassischen Laboruntersuchungen bis hin zu Point-of-Care-Tests (POCT), die direkt am Behandlungsort Ergebnisse liefern.
Das C-reaktive Protein wurde 1930 von William S. Tillett und Thomas Francis beschrieben, als sie ein Protein im Serum von Patienten mit Pneumokokken-Infektion nachwiesen, das mit dem C-Polysaccharid der Bakterien reagierte (Tillett & Francis, 1930).
In den 1970er-Jahren etablierte sich die CRP-Bestimmung in klinischen Laboren, zunächst mit Latexagglutinationsverfahren (Rifai & Ridker, 2001). Später folgten nephelometrische und turbidimetrische Methoden, sowie hochsensitive Immunoassays (hs-CRP), die auch sehr niedrige Konzentrationen zuverlässig erfassen können (Pepys & Hirschfield, 2003).
Die ersten CRP-POCT-Systeme kamen ab 1989 auf den Markt. Laut eigenen Angaben führte Abbott damals mit dem NycoCard CRP-Test und dem NycoReader den ersten Test für den direkten Einsatz am Point of Care ein. In skandinavischen Ländern wurde er früh in der Primärversorgung genutzt, um unnötige Antibiotikagaben zu vermeiden.
Die Produktion von CRP wird vor allem durch Interleukin-6 (IL-6) stimuliert. Nach Aktivierung der Immunantwort beginnt die Leber innerhalb weniger Stunden mit der Synthese.
CRP wirkt als Opsonin: Es bindet an Strukturen von Mikroorganismen oder Zelltrümmern, markiert diese für Fresszellen und aktiviert das Komplementsystem (Ciuritin et al., 2024).
Typischer zeitlicher Verlauf:
Anstieg: 4–6 Stunden nach Reiz
Maximum: meist nach 48 Stunden
Abfall: Halbwertszeit ca. 19 Stunden, sinkt rasch bei Abklingen der Ursache
Neben akuten Infektionen ist CRP auch bei chronischen Erkrankungen wie Atherosklerose, rheumatoider Arthritis oder CED relevant. In der Onkologie wird CRP zunehmend als prognostischer Marker diskutiert.
CRP ist hoch sensitiv, aber unspezifisch (Singh et al., 2025). Ein Anstieg zeigt eine Entzündung an, nicht aber deren Ursache.
Interpretationshilfe:
>100 mg/L: oft bakterielle Infektionen (z. B. Pneumonie, Sepsis)
10–100 mg/L: bakterielle oder virale Infektionen, Autoimmunerkrankungen
<10 mg/L: spricht meist gegen eine relevante systemische Entzündung
Die genaue Interpretation von CRP-Werten hängt stark von den Referenzbereichen, der Messmethode und dem klinischen Kontext ab. Eine ausführliche Übersicht zu typischen Orientierungswerten, methodenabhängigen Schwankungen und deren klinischer Relevanz finden Sie im Beitrag CRP-Werte: Bedeutung, Referenzbereiche und Interpretation.
Zeigt der CRP-Wert im Blut eine deutliche Erhöhung, kann dies auf verschiedene Ursachen wie bakterielle oder virale Infektionen, postoperative Reaktionen oder chronische Entzündungen hindeuten. Welche Auslöser in der Praxis am häufigsten auftreten und wie sich erhöhte Werte gezielt einordnen lassen, erfahren Sie im Artikel CRP-Wert im Blut: Bedeutung & Ursachen für „CRP erhöht“.
In der Primärversorgung kann CRP am Point of Care helfen, Antibiotikaverschreibungen zu reduzieren und Patientenentscheidungen besser zu kommunizieren. Auch in der postoperativen Überwachung und chronischen Verlaufskontrolle ist es ein wertvolles Werkzeug.
Im Labor wird CRP mit hochpräzisen Immunoassays über einen breiten Messbereich (0,1–300 mg/L) bestimmt. Das Ergebnis liegt oft erst nach mehreren Stunden vor und unterliegt strenger Qualitätssicherung nach RiliBÄK.
Am Point of Care steht das Ergebnis in drei bis fünf Minuten bereit, häufig direkt aus Kapillarblut. Moderne Systeme sind ebenso genau wie Laborverfahren und lassen sich flexibel in Praxen, Notaufnahmen oder im Rettungsdienst einsetzen. Ergänzend dazu finden Sie hier eine Übersicht speziell zu CRP-Schnelltests, deren Kostenstruktur und Abrechnungsmodalitäten in der Praxis: CRP-Schnelltest: Methoden, Kosten und Abrechnung.
Wesentliche Unterschiede:
Geschwindigkeit: POCT sofort, Labor verzögert
Ort: POCT dezentral, Labor zentral
Testumfang: Labor kann parallel viele Marker bestimmen
Qualitätskontrolle: Labor standardisiert, POCT mit eigenen internen/externen Verfahren
Probenmaterial: Labor meist Serum/Plasma, POCT oft Kapillarblut
Einen detaillierten Überblick zu verfügbaren Methoden und Geräten finden Sie im Beitrag CRP-Test: Methoden, Geräte & Kosten im Überblick.
Quantitativ: Liefert einen exakten Messwert in mg/L oder mg/dL und eignet sich besonders für die Verlaufskontrolle sowie für Situationen, in denen klare Grenzwerte über die Therapie entscheiden (z. B. Sepsisdiagnostik, postoperative Überwachung). Diese Tests werden meist mit speziellen Analysegeräten durchgeführt und bieten die höchste Genauigkeit.
Semiquantitativ: Ordnet den CRP-Wert in definierte Bereiche ein, zum Beispiel <10 mg/L, 10 bis 40 mg/L oder >80 mg/L. Ideal für eine schnelle Orientierung in der Praxis oder im Rettungsdienst, wenn keine exakte Zahl, sondern nur eine grobe Einschätzung benötigt wird.
Qualitativ: Zeigt nur an, ob der CRP-Wert über oder unter einem bestimmten Schwellenwert liegt („positiv“ oder „negativ“). Geeignet für Screenings oder Einsätze mit minimaler Laborausstattung, z. B. in entlegenen Regionen oder bei begrenzten Ressourcen.
Quantitative Tests sind zwar präziser, erfordern jedoch Messgeräte. Qualitative Verfahren sind günstiger und einfacher anzuwenden, dafür aber weniger exakt (Calarco et al., 2023).
| CRP-Wert (mg/L) | Interpretation | Bemerkungen |
|---|---|---|
| < 10 | Normal | Typischer Bereich bei gesunden Erwachsenen |
| 10–50 | Leicht bis moderat erhöht | Häufig bei viralen Infekten, leichten bakteriellen Infekten oder Autoimmunprozessen |
| 50–100 | Deutlich erhöht | Verdacht auf bakterielle Infektion (z. B. Pneumonie, Pyelonephritis) |
| > 100 | Stark erhöht | Schwerwiegende Infektion oder systemischer Prozess (z. B. Sepsis) |
Die in der Tabelle aufgeführten Werte sind als allgemeine Orientierung zu verstehen und ersetzen nicht die individuelle ärztliche Beurteilung.
Der Normalbereich (≤ 8 bis 10 mg/L) entspricht in vielen Laboren den in der Fachliteratur beschriebenen Werten. Die RiliBÄK verpflichtet Labore dazu, methodenspezifische Referenzbereiche anzugeben, legt jedoch selbst keine festen CRP-Grenzwerte fest. Für höhere Werte finden sich in der Fachliteratur unterschiedliche Angaben, die auf klinischen Beobachtungen und Studien basieren.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich Referenz- und Entscheidungsbereiche je nach Labor, Messmethode und Patientengruppe unterscheiden können. Besonders zwischen der CRP-Bestimmung im Labor und am Point of Care können Methoden und Messbereiche variieren. Eine kompakte Übersicht für Erwachsene, Kinder und Schwangere finden Sie im Artikel CRP-Wert Tabelle: Referenzbereiche & Interpretation.
Hochsensitive CRP-Tests (hsCRP) messen dasselbe Protein wie herkömmliche CRP-Tests, sind jedoch für den unteren Konzentrationsbereich optimiert, typischerweise zwischen etwa 0,1 und 10 mg/L. Während der Standard-CRP-Test vor allem für mittlere bis hohe Werte eingesetzt wird und damit akute Entzündungen erfasst, kann hsCRP auch sehr niedrige Konzentrationen präzise bestimmen, die noch im Normalbereich oder nur leicht darüber liegen.
Diese höhere Empfindlichkeit wird insbesondere in der kardiovaskulären Präventionsmedizin genutzt, da selbst geringfügig erhöhte Werte im Bereich von 2 bis 10 mg/L mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert sind. Eine aktuelle Analyse von über 31.000 Patient:innen unter Statintherapie zeigte, dass hsCRP ein stärkerer Prädiktor für künftige kardiovaskuläre Ereignisse und Todesfälle war als LDL-Cholesterin (Ridker et al., 2023).
In der Akutdiagnostik, etwa bei Infektionsverdacht, bietet hsCRP dagegen keinen Vorteil gegenüber dem Standard-CRP, da höhere Werte (> 10 mg/L) dort relevanter sind.
CRP ist einer der am häufigsten eingesetzten Entzündungsmarker in der klinischen Praxis, sowohl im Labor als auch direkt am Point of Care. Je nach Setting erfüllt der Test unterschiedliche Funktionen. Detaillierte Informationen zu Abrechnung und Wirtschaftlichkeit finden Sie im Beitrag CRP testen: Abrechnung & Wirtschaftlichkeit.
Hausarztpraxis: Besonders wertvoll bei unklaren Infektionen der Atemwege. Mehrere randomisierte Studien zeigen, dass CRP-POCT helfen kann, unnötige Antibiotikagaben zu vermeiden, ohne die Genesung zu beeinträchtigen (Cals et al., 2010). Beispiel: Patient mit Husten und leichtem Fieber – ein CRP-Wert < 20 mg/L spricht gegen eine bakterielle Infektion, sodass abgewartet werden kann.
Kliniken: In der Notaufnahme und auf Intensivstationen wird CRP regelmäßig zur Sepsisdiagnostik eingesetzt, oft in Kombination mit weiteren Parametern wie Procalcitonin. Im postoperativen Verlauf kann ein ansteigendes CRP früh auf Komplikationen hinweisen, noch bevor klinische Symptome deutlich werden (Lobo et al., 2003). Beispiel: Nach einer Bauchoperation steigt CRP zwischen Tag 2 und 3 unerwartet stark an – Verdacht auf Anastomosenleck.
Labore: Neben der Routinediagnostik ist CRP wichtig für Verlaufskontrollen bei chronischen Entzündungen (z. B. rheumatoide Arthritis) und für epidemiologische Studien. Manche Screening-Programme, insbesondere im kardiovaskulären Bereich, nutzen hochsensitive CRP-Messungen (hs-CRP) zur Risikoabschätzung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Ridker et al., 2002).
Spezialbereiche:
Pädiatrie: Einsatz bei Fieber unklarer Genese, jedoch mit Vorsicht, da CRP-Werte bei Kindern variabler sind und Alter sowie Impfstatus berücksichtigt werden müssen (Van den Bruel et al., 2011).
Geriatrie: Unterstützt die Differenzierung zwischen akuten und chronischen Entzündungen bei oft unspezifischer Symptomatik.
Notfallmedizin/Rettungsdienst: Mobile POCT-Geräte ermöglichen bereits vor Klinikaufnahme eine schnelle Einschätzung der Entzündungsaktivität, z. B. bei septischem Schock oder schwerer Pneumonie.
Unterschiedliche Empfehlungen ergeben sich aus Versorgungsstrukturen und Studiendaten. Länder mit starker Primärversorgungsorientierung (UK, NL, Skandinavien) setzen CRP am Point of Care gezielt ein, um unnötige Antibiotikagaben zu vermeiden. In Deutschland wird CRP eher als ergänzender Parameter im Gesamtkontext genutzt.
| Land / Organisation | Leitlinie | Empfehlung | Cut-off / Kontext |
|---|---|---|---|
| UK (NICE) | NG250 | CRP-POCT zur Antibiotika-Entscheidung bei ambulant erworbener Pneumonie (CAP) | <20 / 20–100 / >100 mg/L (NHG-Schwellen) |
| Deutschland (S3) | DEGAM S3 Husten, S3 Ambulant erworbene Pneumonie | CRP als unterstützender Marker im klinischen Kontext | keine festen Cut-offs |
| Niederlande (NHG) | Acuut hoesten | Gezielter Einsatz zur Vermeidung unnötiger Antibiotika | <20: keine Antibiotika; 20–100: abwarten; >100: Antibiotika erwägen/geben |
| WHO-Europe | AMR Toolkit (Primary Care) | CRP-POCT als Bestandteil von Antibiotic Stewardship | keine festen Grenzwerte |
Ein erhöhter CRP-Wert ist unspezifisch und kann neben bakteriellen Infektionen auch durch Operationen, Verletzungen, Verbrennungen oder Tumorerkrankungen verursacht werden (Gabay & Kushner, 1999). Wird die Messung sehr früh – innerhalb der ersten vier Stunden nach Symptombeginn – durchgeführt, kann der Wert trotz Entzündung noch normal sein; das Maximum wird meist erst nach 24 bis 48 Stunden erreicht (Pepys & Hirschfield, 2003).
Bei Kindern ist die Interpretation besonders vorsichtig vorzunehmen: Neugeborene und Säuglinge zeigen oft nur einen moderaten Anstieg selbst bei schweren Infektionen, während Virusinfektionen bei Kleinkindern deutliche Werte verursachen können (Van den Bruel et al., 2011).
Zudem können unsachgemäße Probenlagerung, verzögerte Analyse oder methodenbedingte Unterschiede die Ergebnisse verfälschen. Für Point-of-Care-Tests sind regelmäßige Qualitätskontrollen nach den Vorgaben der RiliBÄK entscheidend, um verlässliche Resultate zu gewährleisten. Welche klinische Bedeutung extrem hohe CRP-Werte haben können, lesen Sie im Artikel: Welcher CRP-Wert ist tödlich?
Da CRP allein die Ursache einer Entzündung nicht sicher eingrenzen kann, gewinnt seine Aussagekraft deutlich, wenn es mit gezielten Zusatzuntersuchungen kombiniert wird:
Procalcitonin (PCT): Besonders hilfreich bei der Unterscheidung bakterieller und viraler Infektionen sowie bei Sepsisverdacht (Schuetz et al., 2017).
Leukozytenzahl: Liefert ergänzende Informationen zum Entzündungsverlauf.
Bildgebung (z. B. Röntgen, Ultraschall, CT): Unterstützt die Lokalisierung des Infektionsherds und den Ausschluss von Komplikationen.
Gezielte Erregerdiagnostik (z. B. Multiplex-PCR, Antigentests): Kann die Ursache direkt nachweisen und die Therapieentscheidung absichern.
Parameter wie Cholesterin, HbA1c oder D-Dimer sind für die akute Infektionsdiagnostik in der Regel nicht relevant, auch wenn sie in manchen Multifunktions-POCT-Systemen technisch kombiniert werden.
Die CRP-Diagnostik entwickelt sich hin zu schnelleren, vernetzteren und multifunktionalen Systemen. Multiplex-POCT-Geräte messen neben CRP auch weitere Marker und liefern so ein umfassenderes Bild. Digitale Schnittstellen ermöglichen den direkten Datenimport in Patientenakten und unterstützen Telemedizin. KI-gestützte Auswertungen könnten künftig personalisierte Therapieempfehlungen in Echtzeit geben. Langfristig sind tragbare Sensoren oder Heimtests denkbar, die CRP kontinuierlich überwachen und so ein noch früheres Eingreifen bei Infektionen ermöglichen (Jagannath et al. 2020).
CRP ist aus der klinischen Diagnostik nicht mehr wegzudenken. Es reagiert schnell, liefert wertvolle Hinweise und unterstützt Therapieentscheidungen. Besonders POCT-Systeme beschleunigen Abläufe und fördern den gezielten Antibiotikaeinsatz. Zukünftig könnten Kombinationstests, digitale Schnittstellen und tragbare Sensoren die Diagnostik weiter verbessern.
Unter 8 bis 10 mg/L gilt der Marker als normal. Werte zwischen 10 und 50 mg/L deuten auf leichte bis moderate Entzündungen hin. Über 50 mg/L spricht oft für schwerere Infektionen, über 100 mg/L für systemische Prozesse.
POCT liefert in wenigen Minuten Ergebnisse, Laborverfahren sind noch etwas präziser und bieten mehr Parameter parallel.
Allein nicht eindeutig, in Kombination mit PCT oder klinischem Bild jedoch sehr hilfreich.
Bei unklaren Infektionen, in der Sepsisdiagnostik und zur Verlaufskontrolle.
Schnellere Ergebnisse, bessere Kommunikation mit Patienten, gezielter Antibiotikaeinsatz.
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