Point-of-Care-CRP: Geräte, Einsatzgebiete & klinische Bedeutung

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

Einleitung

Das C-reaktive Protein (CRP) ist einer der am häufigsten bestimmten Laborwerte weltweit und gilt als Standardmarker für Entzündungen. Während die Bestimmung im Zentrallabor höchste analytische Genauigkeit bietet, ermöglicht die Point-of-Care-Messung Ergebnisse direkt am Behandlungsort in wenigen Minuten. Für viele Situationen ist diese Schnelligkeit entscheidend, da sie den Zeitraum zwischen Diagnose und Therapie erheblich verkürzt.

Point-of-Care-CRP verbindet die schnelle Verfügbarkeit diagnostischer Informationen mit klinischer Relevanz. In vielen Situationen ist entscheidend, ob Ergebnisse unmittelbar vorliegen, damit Diagnosen gestellt und Therapien eingeleitet werden können. Dieser Beitrag erklärt, wie die CRP-Messung am Behandlungsort funktioniert, welche Grenzwerte in der Praxis eine Rolle spielen, welche Gerätetypen es gibt und welche Qualitätsanforderungen erfüllt sein müssen. Warum Point of Care strategisch an Relevanz gewinnt, zeigt der Grundlagenbeitrag.

Klinische Relevanz

Die Messung von CRP direkt am Behandlungsort ist besonders in der Primärversorgung, in der Notaufnahme und in der Pädiatrie von Bedeutung. Hier geht es häufig um die schnelle Entscheidung, ob eine bakterielle Infektion wahrscheinlich ist und eine Antibiotikatherapie begonnen werden sollte oder ob ein abwartendes Vorgehen vertretbar ist.

Studien zeigen, dass Point-of-Care-CRP die Antibiotikaverschreibungen deutlich senken kann, ohne die Patientensicherheit zu gefährden (Jung et al., 2024). Besonders hilfreich ist die Messung bei unklaren Atemwegsinfekten, bei Fieber unklarer Genese und in der frühen Sepsisdiagnostik.

Auch im postoperativen Verlauf oder bei immunsupprimierten Patientinnen und Patienten kann die zeitnahe Bestimmung von CRP Komplikationen früh erkennen. Die klinische Bedeutung des Parameters liegt nicht in einem absoluten Wert, sondern in seiner Funktion als Entscheidungshilfe im Gesamtbild. Damit ist CRP am Point of Care ein Werkzeug, das diagnostische Sicherheit schafft und Therapieentscheidungen beschleunigt. Wie Point of Care Prozesse verkürzt, erläutert unser Überblick zur Diagnostik.

Gerätetypen und Funktionsprinzipien

Für die Bestimmung von CRP stehen unterschiedliche Systeme zur Verfügung. Einfache immunologische Schnelltests liefern qualitative oder semi-quantitative Ergebnisse und eignen sich für Hausarztpraxen, in denen es vor allem um Orientierung geht.

Quantitative Geräte arbeiten mit Kassetten- oder Kartuschentechnologie und zeigen Ergebnisse in mg/L an. Sie sind für differenziertere Entscheidungen in Ambulanzen und Notaufnahmen geeignet.

Multiparameter-Systeme schließlich können neben CRP auch Marker wie Procalcitonin oder HbA1c messen, sodass mehrere klinische Fragestellungen mit einer Blutprobe beantwortet werden. Für die Geräteauswahl ist nicht nur die analytische Leistungsfähigkeit wichtig, sondern auch Faktoren wie Bedienfreundlichkeit, Probenvolumen, Kalibrierung, Laufzeit und laufende Kosten. Entscheidend bleibt, dass das System zum klinischen Umfeld passt und sich nahtlos in die Abläufe einfügt. Mehr zu Testarten und Indikationen lesen Sie im Beitrag Point of Care Test.

Genauigkeit und Standards

Die Zuverlässigkeit von CRP-Messungen am Point of Care ist hoch, wenn moderne quantitative Systeme eingesetzt werden. Studien zeigen eine enge Korrelation mit Laborverfahren, auch wenn diese in der Regel präziser bleiben (Calarco et al., 2023).

Damit die Ergebnisse klinisch wertvoll sind, braucht es verbindliche Qualitätsstandards. In Deutschland schreibt die Richtlinie der Bundesärztekammer (RiliBÄK) interne und externe Qualitätskontrollen vor. International legt ISO 15189 die Anforderungen an Strukturen und Prozesse im Point of Care fest. Ein weiteres Kernbeispiel für Qualität am Behandlungsort ist die Glucosemessung.

Für die Praxis heißt das: Ergebnisse müssen regelmäßig mit Laborwerten abgeglichen werden, Auffälligkeiten gehören bestätigt und das Personal muss geschult sein. Bedienfehler oder fehlende Qualitätskontrollen können die Zuverlässigkeit erheblich beeinträchtigen. Erst wenn Standards konsequent umgesetzt werden, entfaltet die schnelle Messung am Behandlungsort ihren vollen Nutzen. 

point of care crp

Entscheidungsgrenzen

CRP ist kein absoluter Marker, sondern muss im klinischen Kontext interpretiert werden. Werte unter 20 mg/L sprechen eher gegen eine bakterielle Infektion, schließen sie aber nicht vollständig aus. Zwischen 20 und 100 mg/L ist die klinische Situation entscheidend, da Faktoren wie Symptomdauer und Begleiterkrankungen den Wert beeinflussen. Über 100 mg/L steigt die Wahrscheinlichkeit für eine bakterielle Ursache deutlich, dennoch können auch Autoimmunerkrankungen oder Gewebsschädigungen das CRP erhöhen.

In besonderen Situationen wie bei Neugeborenen, nach Operationen oder bei immunsupprimierten Patientinnen und Patienten ist weniger der Einzelwert entscheidend, sondern der Verlauf über mehrere Messungen. Die S3-Leitlinien empfehlen deshalb, CRP nicht isoliert zu bewerten, sondern stets in Kombination mit Anamnese, klinischer Untersuchung und gegebenenfalls zusätzlichen Parametern wie Procalcitonin oder Laktat. Für kardiologische Akutfälle verweisen wir auf den Beitrag zu Troponin am Point of Care.

IT-Anbindung und Workflow

Der klinische Nutzen von CRP-POCT hängt nicht allein von der analytischen Genauigkeit ab, sondern ebenso von der Integration in den Workflow. Moderne Geräte verfügen über Schnittstellen wie HL7 oder POCT1-A, die eine direkte Übertragung ins Krankenhaus- oder Laborinformationssystem ermöglichen. Middleware-Lösungen erweitern die Funktionen um Benutzerverwaltung, QC-Sperrlogik, automatische Dokumentation und Alarme bei kritischen Werten.

Ohne eine solche Anbindung drohen Medienbrüche, die nicht nur ineffizient sind, sondern auch rechtliche Risiken bergen, wenn Ergebnisse nicht eindeutig dokumentiert werden (Woźniak-Kosek & Drążek, 2025). Die die IT-Integration ist ein zentrales Kriterium, da nur so sichergestellt wird, dass Ergebnisse lückenlos, sicher und nachvollziehbar in die Patientenakte einfließen. Systeme ohne robuste Anbindung werden langfristig kaum tragfähig sein. Welche Schnittstellen und Middleware in der Praxis tragen, bündelt der Geräte-Leitfaden.

Wirtschaftliche Bewertung

Die Kosten pro Test liegen am Behandlungsort zwar höher als im Labor, doch die Gesamtbilanz kann positiv ausfallen. Die sofortige Verfügbarkeit von Ergebnissen reduziert unnötige Antibiotikaverschreibungen, senkt Folgekosten durch Nebenwirkungen und Resistenzentwicklung und ermöglicht eine schnellere Triage in Notaufnahmen (Sewell et al., 2024).

So lassen sich stationäre Aufenthalte verkürzen und Abläufe optimieren. Studien zeigen, dass Point-of-Care-CRP insbesondere in der Primärversorgung kosteneffektiv ist, wenn es strukturiert eingesetzt wird. Der ökonomische Nutzen ergibt sich nicht nur aus direkten Einsparungen, sondern auch aus höherer Patientenzufriedenheit und einer effizienteren Ressourcennutzung. Eine Einordnung professioneller Schnelltests in verschiedenen Settings finden Sie im Überblick.

Einrichtungen, die den Einsatz planen, sollten Pilotprojekte durchführen und Kennzahlen wie Verschreibungsrate, Wiedervorstellungen und Verweildauer systematisch messen. Auf dieser Basis lässt sich der Nutzen klar belegen und der Rollout absichern.

Point-of-Care-CRP: Fazit

Point-of-Care-CRP ist ein klinisch wertvolles Werkzeug, das Diagnosen beschleunigt, Antibiotic Stewardship fördert und Therapieentscheidungen absichert. Es entfaltet seine volle Wirkung, wenn es in klare Algorithmen eingebettet, durch konsequente Qualitätssicherung abgesichert und über IT-Schnittstellen zuverlässig dokumentiert wird. Für die Auswahl geeigneter Systeme sollten neben Präzision auch Bedienfreundlichkeit, Service, Verbrauchsmaterialien und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Im Zusammenspiel mit Laborbestätigungen und weiteren Parametern ist CRP am Behandlungsort ein fester Bestandteil moderner, patientenzentrierter Versorgung.

Frequently Asked Questions (FAQs) zum Point-of-Care-CRP

Welche CRP-Tests gibt es am Point of Care?

Am Point of Care stehen sowohl qualitative Schnelltests mit Reader als auch quantitative Systeme mit Kartuschentechnologie zur Verfügung. Einige Geräte messen CRP zusätzlich in Multiparameter-Systemen zusammen mit Markern wie Procalcitonin. Eine Übersicht über verfügbare CRP-POCT-Geräte, inklusive Studien und Produktdokumenten, finden Sie auf Diagnoodle.

Quantitative CRP-POCT-Systeme zeigen in Studien eine hohe Korrelation zu Laborverfahren. Für die klinische Entscheidungsfindung gelten sie als ausreichend zuverlässig, solange Qualitätskontrollen eingehalten werden. Das Labor bleibt jedoch Referenz, besonders bei Grenzwerten oder kritischen Entscheidungen.

Unter 20 mg/L ist eine bakterielle Infektion eher unwahrscheinlich, zwischen 20 und 100 mg/L zählt der klinische Kontext, über 100 mg/L steigt die Wahrscheinlichkeit für bakterielle Ursachen. Leitlinien empfehlen, CRP-Verläufe und zusätzliche Marker wie Procalcitonin in die Bewertung einzubeziehen.

Der Einsatz von CRP am Behandlungsort reduziert nachweislich unnötige Antibiotikaverordnungen. Gerade in der Primärversorgung und Notaufnahme hilft der Marker, bakterielle von viralen Infektionen besser zu unterscheiden. So unterstützt CRP-POCT ein rationales Antibiotikamanagement.

Trotz höherer Testkosten kann CRP-POCT wirtschaftlich sinnvoll sein. Die sofortige Verfügbarkeit verkürzt Aufenthalte, beschleunigt Triage-Prozesse und senkt Folgekosten durch weniger Antibiotika und Nebenwirkungen. Studien zeigen eine gute Kosten-Nutzen-Bilanz, besonders in der Primärversorgung.

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