Point-of-Care-Geräte: So finden Sie das passende System

Hinweis: Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an medizinische Fachkreise.

Einleitung

Point-of-Care-Geräte ermöglichen Messungen direkt am Versorgungsort. Sie liefern keine ärztlichen Befunde, sondern Werte, die Diagnose- und Therapieentscheidungen beschleunigen. Wer nach „Point-of-Care-Gerät“ sucht, will meist ein System anschaffen oder vergleichen. Dieser Überblick zeigt, welche Gerätetypen existieren, wie die Abrechnung funktioniert, welche Kosten zusätzlich entstehen, wie Qualitätsmanagement umgesetzt wird und welche therapeutischen Konsequenzen wiederum wirtschaftliche Auswirkungen haben. Warum Point of Care strategisch an Relevanz gewinnt, zeigt der Grundlagenbeitrag.

Welche Arten von Point-of-Care-Geräten gibt es?

Einzelparametergeräte

Diese Systeme messen genau einen Wert pro Vorgang, zum Beispiel Glukose oder Laktat. Vorteil: einfache Handhabung, kurze Messzeit. Nachteil: Für mehrere Fragestellungen werden mehrere Geräte benötigt. Wie Point of Care Prozesse verkürzt, erläutert unser Überblick zur Diagnostik.

Multiparametergeräte

Sie arbeiten mit Kartuschen, die gleich mehrere Werte aus einer Probe liefern, wie Blutgase, Elektrolyte und kardiale Marker (Cullen et al., 2025). Diese Geräte sind besonders in Notaufnahmen und Intensivstationen wertvoll, weil sie komplexe Situationen in Minuten abbilden.

Reader für Schnelltests

Hier wird eine Kassette in ein kleines Gerät eingelegt. Der Reader liest das Ergebnis optisch oder elektrochemisch aus und liefert numerische Werte. Typische Parameter sind C-reaktives Protein, D-Dimer oder Ferritin. Vorteil: geringere Ablesefehler, bessere Dokumentation, IT-Anbindung möglich.

Mehrkosten im Blick: Verbrauchsmaterial, Service, Personal

Oft sind die Testpreise nur ein Teil der Rechnung. Entscheidend sind drei Kostenblöcke.

1) Direkte Kosten: Kartuschen oder Testkassetten, Kontrollmaterial, Serviceverträge, Kalibratoren.

2) Prozesskosten: Personalzeit pro Test, Dokumentation, Fehlmessungen.

3) Folgekosten oder Einsparungen: kürzere Verweildauer, weniger Bildgebung, gezielter Antibiotikaeinsatz.

Mehr zu Testarten und Indikationen lesen Sie im Beitrag Point of Care Test.

Kostenübersicht Point-of-Care-Geräte
Kostenblock Einzelparametergerät Multiparametergerät Reader für Schnelltests
Testpreis niedrig mittel bis hoch niedrig bis mittel
Kontrollmaterial gering hoch mittel
Service beziehungsweise Wartung gering hoch gering
Personalzeit mehrere Schritte bei Kombination einmaliger Ablauf kurz

Qualitätsmanagement bei Point-of-Care-Geräten

Die RiliBÄK (Richtlinie der Bundesärztekammer) definiert die grundlegenden Anforderungen für Point-of-Care-Geräte. Dazu gehören:

  • interne Qualitätskontrollen in festgelegten Intervallen,

  • dokumentierte Freigabeprozesse bei Abweichungen,

  • Teilnahme an externen Qualitätssicherungen (Ringversuchen), soweit dies technisch möglich ist.

Bei Single-Unit-Use-Tests entfällt die Teilnahme an Ringversuchen, sodass alternative Maßnahmen notwendig sind. Dazu gehören Vergleichsmessungen mit dem Zentrallabor, Plausibilitätsprüfungen oder der Einsatz von Kontrollmaterialien.

Die ISO 15189 ergänzt diese Vorgaben um internationale Standards. Sie fordert unter anderem die Rückverfolgbarkeit von Ergebnissen, klar definierte Nutzerrechte und Änderungsprotokolle. Damit lassen sich Abläufe standardisieren und Qualität systematisch absichern.

Diese Anforderungen sind auch wirtschaftlich relevant. Neben Ringversuchen, Personalaufwand und Kontrollmaterialien schlagen vor allem Software- und IT-Kosten zu Buche, die oft höher sind als der Gerätepreis. Zusätzlich entstehen Ausgaben für Schulungen und Audits. Wie Genauigkeit und Interferenzen im Alltag gemanagt werden, zeigt das Beispiel Glucose am Point of Care.

Point of Care Geräte

IT-Anbindung: Aufwand, Kosten und Patientensicherheit

Die Anbindung von Point-of-Care-Geräten an bestehende Systeme wie Laborinformationssystem (LIS) oder Krankenhausinformationssystem (KIS) ist in vielen Einrichtungen unverzichtbar (Erasmus et al., 2021). Sie sorgt dafür, dass Messergebnisse automatisch dokumentiert, Qualitätskontrollen erfasst und Nutzeraktionen nachvollziehbar gespeichert werden. Der Nutzen geht über reine Effizienz hinaus: Eine stabile IT-Anbindung ist ein zentraler Baustein der Patientensicherheit, weil sie Übertragungsfehler verhindert, Doppeluntersuchungen reduziert und die Rückverfolgbarkeit von Ergebnissen gewährleistet.

Der organisatorische und finanzielle Aufwand darf jedoch nicht unterschätzt werden. Schnittstellen über HL7 oder FHIR sowie spezifische Standards für Point of Care, wie POCT1-A (Patel et al., 2022), müssen eingerichtet, gepflegt und regelmäßig getestet werden. Häufig sind die Kosten für Middleware, Lizenzgebühren und Support höher als die Anschaffungskosten des Geräts selbst. Hinzu kommen Ausgaben für Updates, Validierungen nach Systemänderungen und die Schulung des Personals im Umgang mit der Software.

Abrechnung in der Arztpraxis: begrenzte Vergütung, hoher Eigenaufwand

In der ambulanten Versorgung erfolgt die Abrechnung über den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) bei gesetzlich Versicherten oder über die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) bei Privatpatient:innen. Für viele Parameter, beispielsweise CRP oder Urinuntersuchungen, sind die Leistungen in Pauschalen enthalten. Das bedeutet, dass ein zusätzlicher Test am Point of Care meist keine eigenen Erlöse bringt.

Hinzu kommen laufende Kosten für Teststreifen, Kontrollmaterialien und Qualitätsmanagement. Für Praxen stellt sich daher die Frage, ob es ökonomisch sinnvoll ist, ein eigenes Gerät zu betreiben oder Proben wie bisher an ein Labor einzuschicken. Das Einsenden verursacht zwar Transportzeiten, spart aber den organisatorischen Aufwand für interne und externe Qualitätssicherung sowie die Kosten für Verbrauchsmaterial und Serviceverträge.

Ein Point-of-Care-Gerät kann sich dennoch lohnen, wenn es eine unmittelbare therapeutische Konsequenz ermöglicht. Ein Beispiel ist die rasche CRP-Bestimmung bei Atemwegsinfekten: Hier spart die Praxis Zeit, kann Patienten direkt beraten und unnötige Antibiotikaverordnungen vermeiden (Martínez-González et al. 2020).

Abrechnung in der Klinik: keine Einzelvergütung, aber Prozessvorteile

In Krankenhäusern erfolgt die Vergütung über das DRG-System. Point-of-Care-Messungen sind darin nicht separat abgebildet. Der ökonomische Nutzen entsteht indirekt: schnellere Entscheidungen in der Notaufnahme, kürzere Verweildauer, gezieltere Therapien und weniger Folgekosten durch Komplikationen.

Gerade bei multiparametrischen Systemen, wie Blutgas- oder Troponin-Geräten, ist der Effekt deutlich: Eine Minute weniger bis zur Entscheidung kann bedeuten, dass ein Patient schneller auf die passende Station kommt oder invasive Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden. Auch wenn es keine direkte Abrechnung für den Test gibt, kann die Klinik dadurch messbare Einsparungen erzielen. Welche professionellen Schnelltests sich eignen, zeigt unser kompakter Überblick.

Point-of-Care-Geräte: Fazit

Während Point-of-Care-Geräte in der Klinik häufig einen klaren wirtschaftlichen und medizinischen Mehrwert haben, lohnt sich der Einsatz in der Praxis nicht automatisch. Wer Proben ohne relevanten Zeitverlust ins Labor einsenden kann, spart oft Kosten und Aufwand. Entscheidend ist daher die Abwägung zwischen schneller Entscheidungsfindung und zusätzlicher Belastung durch Qualitätsmanagement und Verbrauchsmaterialien.

Frequently Asked Questions (FAQs) zu Point-of-Care-Geräte

Was kosten Point-of-Care-Geräte?

Die Anschaffungskosten variieren stark: Einzelparametergeräte sind günstiger, Multiparametergeräte und Reader-Systeme deutlich teurer. Hinzu kommen laufende Kosten für Verbrauchsmaterialien, Qualitätskontrollen, Service und IT-Anbindung. Eine Übersicht mit Preisinfos finden Sie direkt auf Diagnoodle, wo Gerätehersteller ihre Angaben transparent machen.

In Praxen meist über Pauschalen im EBM oder GOÄ, zusätzliche Erlöse entstehen selten. In Kliniken sind die Kosten in DRGs enthalten, lohnen sich aber durch Prozessoptimierung und kürzere Liegezeiten.

Man unterscheidet Einzelparametergeräte, Multiparametergeräte und Reader für Schnelltests. Die Auswahl hängt von klinischer Fragestellung, Budget und Abläufen ab. Einen umfassenden Überblick mit Filtermöglichkeiten nach Parametern und Gerätetypen finden Sie auf Diagnoodle.

Die RiliBÄK schreibt interne Kontrollen und externe Qualitätssicherung vor. ISO 15189 ergänzt Vorgaben zu Rückverfolgbarkeit, Dokumentation und Nutzerrechten.

Sie stellt sicher, dass Ergebnisse automatisch dokumentiert werden, verbessert Patientensicherheit und erleichtert Audits. Allerdings können Schnittstellen und Software mehr kosten als das Gerät selbst.

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